Oscar
Cut And Paste
Wichita/PIAS/Rough Trade
Die Singles und EPs der vergangenen drei Jahre versprachen mehr, als das Debütalbum des Lo-Fi-Indie-Poppers einhalten kann.
Drei Jahre nachdem der Westlondoner Lo-Fi-Popper mit „Never Told You“ erstmals die Pop-Blogs verzückte, legt er nun sein Debütalbum vor. Zunächst fällt auf, dass es viele der in der Zwischenzeit auf EPs und Singles veröffentlichten Songs nicht auf die Tracklist geschafft haben: So verzichtet der 24-Jährige hier etwa auf seinen erwähnten Durchbruchs-Hit, sowie den Pfeif-along „Forget Me Not“ von der letztjährigen „Beautiful Words“-EP. Ob er sich und uns damit einen Gefallen getan hat?
Der Opener „Sometimes“ mit seiner windschiefen Keyboard-Melodie lässt schon mal nichts vermissen und erinnert an die seligen Elastica: im Schlafzimmer eingespielter Indie-Rock, dem so an Eingängigkeit gelegen ist, dass er auch vor Handclaps nicht zurückschreckt. 90s in full bloom. Der Sohn der beiden Kernmitglieder der New-Wave-Band The Regents (einziger zumindest Semi-Hit: „7 Teen“, 1979) gibt seiner Liebe für die 90er weiteren Ausdruck mit den Oldschool-HipHop-Beats von „Breaking My Phone“, über die er eine karge Bassline legt, die seinen Eltern hätte einfallen können.
Gäbe man diesen Song als Demo (nichts anderes ist er) Mark Ronson, könnte der darauf eine Hitparadenkletterpflanze züchten. Und gäbe es den „NME“ noch, würde er Courtney Barnett und Oscar in einer fragwürdigen Foto-Collage aufs Cover hieven und als Prinzenpaar des Slacker-Revivals ausrufen, weil man das halt so macht (wie, den „NME“ gibt’s noch?). Unter „Good Things“ legt Oscar Scheller einen Dub-Basslauf, „Fifteen“ lässt sich gut als Blur-B-Seite der Mitt-90er vorstellen und zur Synthie-lastigen Ballade „Only Friend“ gesellt sich Marita Hackman als Duett-Partnerin.
Zusammengehalten wird dieser Stilzirkus von Oscars stets leicht leierndem Bariton-Gesang. Die Platte hinterlässt einen mit dem Eindruck, dass hier durchaus Potenzial vorhanden ist. Das war allerdings schon nach den Singles und EPs klar, sodass das Album dieses Potenzial eigentlich hätte ausschöpfen müssen.