Muse
Simulation Theory
Warner (09.11.)
Digitalkritischer Nerd-Rock für die CD-Beilage des P.M. Magazins.
Schon interessant, viele Musiker profitieren bei der Produktion ihrer Kunst von der Digitalisierung: Datenaustausch, Klangoptimierung – vieles geht leichter von der Hand, bietet Raum für kreative Entfaltung. Singen Musiker jedoch über das Thema, neigen sie zur Dystopie: Die Nullen und Einsen versklaven die Menschheit, rauben ihr die Freiheit, und so weiter.
Auch Matthew Bellamy sieht diese Bedrohung, widmet sich der dunklen Seite und der Propaganda, dem Druck, der auf der Menschheit liegt, dem möglichen Ende des Humanismus. Seine Gedanken dazu sind wenig aufschlussreich, das Niveau hält so gerade den Informationsgrad eines „Frontal 21“-Features zu diesem Thema.
AmazonWas aber okay geht, ist die Musik. Statt größenwahnsinnig drauflos zu rocken, haben Muse für SIMULATION THEORY einen Sound entwickelt, der wie die CD-Beilage zum nerdigen P.M. Magazin klingt. Das ist Musik für Leute, die Rockkonzerte wegen der Anwesenheit anderer Menschen meiden.
Es riecht hier nicht mehr nach dem Plastikschweiß der Arena, eher nach dem miefigen Muff eines Jugendzimmers, dessen Fenster ihre Hauptfunktion verloren haben. Damit finden Muse eine neue Bestimmung: Mit SIMULATION THEORY spielen sie 80s-seligen Nerd- und Nostalgierock, mit Science-Fiction-Sounds und Drummaschinen aus dem Museum. Muse sind jetzt The Killers ohne Freunde.
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