Moses Sumney
Aromanticism
Jagjaguwar/Cargo
Sehnsüchtig erwartet war das Debüt. Nun ist es eine Hochmesse des tränenschönen Soul-Folk.
Wie selten das passierte, in letzter Zeit, dass ein Name tatsächlich von Auskenner zu Auskenner geflüstert wird, von Tresen zu Tresen wandert, durch Seminarräume und Chatgruppen! Moses Sumney war so ein Name, in den letzten Monaten, und als er im Frühjahr sein erstes Berliner Konzert spielte, war es ein echtes Ereignis, „Star-Club“, „SideWalk Café“, vielleicht knapp unterhalb dieser Liga, aber: Immerhin – es war ja so selten.
Die Magie Moses Sumneys entsteht explizit nicht im R’n’B, obschon die denkfaule Hälfte der Musikpresse den Sänger of colour da rasch einordnete. Die Erfahrungen von Moses Sumney als jugendlicher Chorsänger scheinen wesentlich wichtiger für die Entwicklung seines sehr eigenen Sounds gewesen zu sein als etwa D’Angelo oder Drake.
Seine Musik ist entschieden post-racial, nicht auf Blackness festzulegen. Da ist viel Bejahen einer post-sakralen Spiritualität in der Musik, Kirchen sind seine bevorzugten Auftrittsorte. Aber anders als der*die ähnlich klingende Antony/ANOHNI in seiner*ihrer Nō-Phase, ist Moses Sumney kein Missionar.
Er singt von Flügeln aus Plastik, aber mit einer (dann doch oh so soulful) Stimme, die sich sanft wie elterliche Hände um ungeschützte Herzen legt, die irgendwo tief im Körper vibriert und unter der Schädeldecke zittert. Dazu ertönen sparsame, fast folkige Kammerarrangements und hallsatte Synthesizer, die Echos sind von KID A oder James Blake. Wer mag, kann zu dieser Musik schön die Tränen tropfen lassen.
Klingt wie: Radiohead – Kid A (2000) / Sufjan Stevens: The Age Of Adz (2010) / Antony & The Johnsons: The Crying Light (2009)