Molchat Doma
Monument
Sacred Bones/Cargo (VÖ: 13.11.)
Die Weißrussen wissen, wie man auf Darkwave schlittert.
Manch einer hat schon was von Russendisko gehört, aber gibt’s eigentlich auch Weißrussendisko? Falls ja, dann soll sie bitte unbedingt so klingen wie Molchat Doma, das belarussische Trio, das seit 2017 maximal steil geht: Darkwave mit Kirchenorgel-Riffs. Eine Art auffällig osteuropäisches Pendant zu den US-amerikanischen Future Islands, ob der starken Melodien.
AmazonDer des Russischen nicht kundige Hörer kann Spaß ziehen aus unvertrauten, ergo frischen Konsonantenkaskaden – und muss darauf hoffen, dass Molchat Doma keinen Mumpitz singen, aber Titel wie „Ne Smeshno“, zu Deutsch „nicht lustig“ scheinen eher die politisch turbulente Lage in Belarus zu kommentieren, diesem Land, das gerade mal durch Polen knapp von uns getrennt liegt – und über das wir doch so wenig wissen.
Die Singstimme bei Molchat Doma wird mitunter fast zu einer düsteren Sprech- bis Schreistimme mit Hall drauf wie aus der Halle des Bergkönigs. Der Drumcomputer pulsiert munter voran, bis ans Ende der Nacht. Molchat Doma liefern jedenfalls den perfekten Soundtrack, um über den von Vodka und Glassplittern ganz rutschigen Tanzboden zu schlittern und die Sorgen temporär zu ghosten.