Metallica & San Francisco Symphony

S&M2

Blackened/Universal (VÖ: 28.8.)

Die Metal-Titanen liefern den Nachfolger eines der umstrittensten Alben ihrer an umstrittenen Alben nicht armen Karriere.

1999 waren die Metallica-Chefs James Hetfield und Lars Ulrich näher an 40 als an 30, und hatten zuletzt mit dem BLACK ALBUM (1991), LOAD (1996) und RE-LOAD (1997) drei Alben veröffentlicht, die zwar fett klangen und sich gut verkauften, dessen Mid-Tempo Dad-Rock aber meilenweit von dem aggressiven und anspruchsvollen Thrash entfernt war, mit dem sie sich ihre zunehmend entnervte Fanbase erspielt hatten.

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In diesem Jahr erschien S&M, eine mit dem San Francisco Symphony Orchester aufgenommene Mischung aus Live-Album und Best-of. Das Album kam bei den alteingesessenen Fans wieder gemischt gut an („Pseudo-Klassik, die Winnetous Reise zum Schatz im Silbersee recht heimelig untermalen würde“, schrieb das „Rock Hard“- Magazin damals), bescherte Metallica aber eine Generation neuer Fans: angefixt durch die stimmungsvoll ausgeleuchteten und gefilmten Live-Videos zu den Singles „Nothing Else Matters“ und „No Leaf Clover“, die bei MTV (und in Deutschland bei VIVA und VIVA ZWEI) liefen.

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„Nothing Else Matters“, der Feuerzeugballaden-Klassiker vom BLACK ALBUM, und der damals brandneue Song „No Leaf Clover“ sind zwei von insgesamt elf Songs, die sowohl auf S&M als auch, in neuen Versionen, auf S&M2 zu finden sind. Diese Dopplung ist etwas bedauerlich – denn gerade die Songs, die hier zum ersten Mal mit Orchester performt wurden, sind besonders interessant. S&M2 (erwerblich in 4-LP-, 2-CD- sowie DVD- und Blu-ray-Editionen) wurde 2019 aufgezeichnet, erneut mit der San Francisco Symphony – die diesmal auch als offizielle Artists aufgeführt werden.

Metallica sprechen über James Hetfields Reha-Aufenthalt

Mit dem zweiten Satz der „Skythischen Suite“ (1916) vom russischen Komponisten Sergei Prokofjew und der „Eisengießerei“ von Alexander Mossolow (1928) werden zwei klassische Stücke performt, Letzteres mit Drums und verzerrten Riffs von Hetfield und Kirk Hammett. Der eindeutige Höhepunkt dieses Live-Albums ist die Performance von „(Anesthesia) Pulling Teeth“. Das Bass-Instrumental, von Gründungsmitglied, viel zu früh verstorbenem Bassist und großem Klassik-Fan Cliff Burton wird hier vom Orchestermitglied Scott Pingel neu arrangiert und interpretiert.

S&M2 hätte mit einer mutigeren Setlist ein richtig gutes Sequel eines unterschätzten Experiments werden können

Die Momente, in denen er markante Licks aus Burtons Solo spielt und die Fans hörbar emotional reagieren, rechtfertigen den Kauf dieses Albums für Fans schon fast komplett. Songs aus dem Spätwerk Metallicas profitieren entweder von den Orchester-Klängen („All Within My Hands“) oder bleiben ihrem biederen Original treu („Confusion“), schlechter werden sie nicht.

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Für die Live-Atmosphäre sorgen die gut aufgelegten 20.000 Fans, und weniger die Standard-Bühnenansagen von Hetfield und Ulrich, der an einer Stelle die „Metallica Club members“ erwähnt und an einen Lufthansa-Stewart erinnert, der den Vielfliegern ihre Gratis-Proseccos aushändigt. S&M2 hätte mit einer mutigeren Setlist ein richtig gutes Sequel eines unterschätzten Experiments werden können – so können Fans, die nicht dabei waren, zumindest die paar echten und rohen Momente nacherleben.

S&M 2 im Stream hören:

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