Liza Anne

Fine But Dying

Arts&Crafts/Caroline

Psychische Probleme als Popthema? In den schlauen Indie-Rock-Songs der Amerikanerin geht das zusammen.

Seitdem Elizabeth Anne Odachowski 2014 als 19-jährige College­studentin ihr Debüt THE COLDER MONTH selbst veröffentlicht hat, ist ihr Sound immer weiter vom Akustik-Folk zum Indie-Rock gewandert. Auf ihrem dritten Album treffen auf die staubig-verzerrten Gitarren-Licks nun auch Popmelodien. Dieser Kontrast hat aber nicht nur klanglichen Reiz, sondern verdeutlicht vor allem Odachowskis lyrische Bekenntnisse: Denn FINE BUT DYING ist nicht die übliche Platte über die Fallstricke des Erwachsenwerdens. Stattdessen erzählt sie die Geschichte einer jungen Frau, die den üblichen Kram (Heartbreak, Rausch, bisschen Selbstzweifel, Zukunftsangst) mit Angststörungen ins Gleichgewicht bringen muss.

In „Paranoia“ führt uns die Sängerin mitten hinein in ihr tumult­artiges Innenleben: Hier regiert eine gespaltene Persönlichkeit, deren sanfte Seite sich über süße Melodien schwingt, um dann inmitten klaustrophobischer Gitarren-Verzerrungen auf die andere, die hysterische Seite zu kippen. „This feels like a hot summer night in a turtleneck. I think I wanna die. But I guess I know I’m fine“, singt sie in „Panic Attack“ – und man möchte der aufgewühlten Stimme am liebsten eine Plastik­tüte zum Reinatmen reichen. Am Ende des Songs wiegt sie sich mit einem Mantra zurück in die Realität: „Think slowly. Try to remember I’m alive. My body is here and I am inside.“ Eine Panikattacke als Popsong? Gelingt, weil Liza Anne nicht nur ehrlich, sondern mit einer beherzten Melodieseligkeit davon berichtet. Von dieser Energie verliert FINE BUT DYING auch dann nichts, wenn es in anderen Stücken „nur“ um nervenaufreibende Small-Talk-Schleifen oder ver­korkste Beziehungen geht.

Klingt wie: St. Vincent: ACTOR (2009) / Angel Olsen: MY WOMAN (2016) / Phoebe Bridgers: STRANGER IN THE ALPS (2017)

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