Like A Stuntman – Original Bedouin Culture

Popmusik: Diese Band ist Deutschlands Antwort auf Animal Collective. An dieser Aufgabe sind schon Große und Größenwahnsinnige gescheitert: das Beste aus den letzten 50 Jahren Rock und Pop auf einem Album zu vereinen, in ein Panoramakunstwerk einzuarbeiten, das sich im Spiel mit den geliebten Zitaten und Referenzen feiert und doch es selbst bleibt. Es spricht einiges dafür, dass die vier Mitglieder von Like A Stuntman Ähnliches im Sinn hatten, als sie mit den Aufnahmen zu ORIGINAL BE-DOUIN CULTURE begannen. Erfreulicherweise ist die Band nicht am hochgesteckten Vorhaben gescheitert, Like A Stuntman haben ihre Kräfteund Ideen in einem grandios schillernden Songdutzend gebündelt. Dieses Album dokumentiert aber auch die Entwicklung einer avancierten Indie-Popband zum überbordend jubilierenden Layer-Pop-Orchester der Animal-Collective-Ära. Auf FRESH AIR IS NOT THE WORST THING IN TOWN (2005 auf dem britischen Label Highpoint Lowlife veröffentlicht) konnte man die Einflüsse von US-Bands wie Pavement und Yo La Tengo noch identifizieren, auf ORIGINAL BEU011N CULTURE haben Like A Stuntman sich der Überlagerung und Vermischung der diversen Soundschichten und Klangmodule gewidmet, es pustet und bläht und zirpt und schwirrt und klöppelt allüberall. Es gibt einfach zu viele gute Melodien, die in einen Song drängeln. Diese Popmusik will becircen und beschwören; sie fährt Bilder über den halben Erdball spazieren, nicht ganz zufällig tauchen Damaskus und Köln in Songtiteln auf. Todschick die Zutaten: kratzige Freak-Folk-Arrangements, singende Elektronik, zerschnittene und wieder zusammengeklebte Beach-Boys-Chöre und Blasmusik. Es ist ein Bilderrausch, eine stroboskopisch blitzende Sinfonie, kurz: eine Feier der Musik. Menschen, die ein besseres Gehör als ich besitzen, wollen Murmeltierchöre und trampelnde Ameisen in diesen Liedern entdeckt haben. Kollektive Tierhystene, jetzt auch in Deutschland.