Leonard Cohen
Thanks For The Dance
Columbia/Sony Music (VÖ: 22.11.)
Der posthum erscheinende Song-Zyklus des Singer-Songwriters ist eine würdige Abschiedsvorstellung.
Wenn sich da einer gut drei Jahre nach seinem Tod noch einmal aus dem Grab meldet, dann ist das natürlich erst einmal beklemmend. Vor allem, wenn er singt wie Leonard Cohen. Oder, genauer, nicht mehr singt. Auf THANKS FOR THE DANCE, dem posthum erscheinenden, allerletzten Song-Zyklus, erstirbt der berühmteste Sprechgesang der Popgeschichte endgültig.
AmazonMelodien werden eingeebnet, der samtene Bariton des jungen Cohen ist nicht einmal mehr eine Ahnung, das monotone Murmeln gräbt sich umso tiefer in die Seele. Vor allem auch, weil man weiß und weil man hört, dass Leonard Cohen wusste, dass er sterben würde. Weil er Sätze singt wie: „I’m almost at home/ No one to follow and nothing to teach.“
Vor allem aber, weil diese Stimme, die sein Sohn Adam Cohen als Produzent auf ein karges, um nicht zu sagen: pietätvoll schlichtes Sterbelager gebettet hat, wie ein lebender Toter noch einmal die großen Themen aus dem Cohen’schen Schaffen abschreitet.
Leonard Cohen spricht von Engeln und verstorbenen Liebsten, von Juden und Deutschen, von dunklen Häusern und aufgerichteten Nippeln, von Holocaust und Tod, von Spiritualität und Sex, während eine – angesichts der kargen Instrumentierung – irritierend lange Liste an Musikern, darunter Leslie Feist, Jennifer Warnes, Beck und Daniel Lanois, dem großen Verstorbenen die letzte Ehre erweist. Es ist eine würdige Abschiedsvorstellung.