Le1f
Riot Boi
Terrible Records/XL/Indigo VÖ: 13. November 2015 (Digital)
Auf seinem ersten Album führt der Rapper den Geist von Rage, Rave und offener Liebe vor.
Grundfrage: Kann es in der Musik noch Dinge geben, von denen man auf neue Weise tiefgreifend bewegt und inspiriert wird? Zweifel in dieser Hinsicht zerbröseln fix, wenn man sich mit Khalif Diouf alias Le1f beschäftigt. Neben drei Mixtapes hat der New Yorker mit seiner EP HEY aus dem Vorjahr für Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt seiner offen schwulen Haltung, die im Cover und in Worten („New World Order, LGBT cuties all over the world are diamonds and pearls“) unmissverständlich zum Ausdruck kam.
Diouf muss angesichts der noch immer weit verbreiteten Abneigung auf Konfrontation gefasst sein, aber trotz dieser Tatsache holt er nicht zum großen Aggro-Rundumschlag aus. Mit „Rage“ berührt er ihn zumindest einmal, hier bricht es aus ihm phasenweise wie bei einem Kerl aus, der wutschnaubend Holz zerteilt. Er sagt im nächsten Moment aber auch: „I just want to have a good time“. Sehr moderat war ihm im Sommer schon in „Koi“ zumute, da flirrten Rave-Rauschsignale im Overdrive durch den Raum. Das liegt dann schon eher in seiner Natur, genauso wie das Bekenntnis zur Weiblichkeit in „Lisa“, das er mit ehrlicher Überzeugung vorbringt.
Am Ende beschließt Diouf sein Werk mit grundharmonischem Einsatz in „Change“. Neue Zeit, neue Einstellung? Besonders von der virilen Hip-Hop-Perspektive aus betrachtet wird so ein Wechsel als überzogen erscheinen. Aber mal ehrlich: Es ist an der Zeit, dass auch in diesem Genre die Vorurteile bröckeln. Obama hat in den USA die Genehmigung gleichgeschlechtlicher Ehen begrüßt, also sollten das andere auch können.