Kim Deal
NOBODY LOVES YOU MORE
4AD/Beggars/Indigo (VÖ: 22.11.)
Das Solodebüt der Indie-Rock-Legende schlingert ganz wundervoll zwischen Noise und Twang.
Es wäre nicht Kim Deal, wenn ihr Solodebüt pünktlich erscheinen würde: NOBODY LOVES YOU MORE wurde für Oktober angekündigt, kommt nun vier Wochen später raus. Eine Petitesse, natürlich. Die Entstehungsgeschichte reicht ohnehin weit zurück. Ein paar Songs hatte Kim schon vor gut zehn Jahren geschrieben, ab 2013 veröffentlichte sie einige Solo-Singles, doch die Albumplanung wurde immer wieder unterbrochen. Von Breeders-Platten, -Tourneen und -Jubiläen, familiären Belastungen, Todesfällen, und vielleicht auch von Deals persönlicher Hemmung, sich selbst zu weit vorzuwagen – hätten die Breeders nicht mindestens so groß werden müssen wie die Pixies? Sei‘s drum.
AmazonDie neuen und alten Songs auf NOBODY LOVES YOU MORE zeigen Deals Genius auf herrlich freakige Weise. Begleitet von Freund:innen wie fast allen Breeders-Mitgliedern, der Rhythm Section von Savages (Fay Milton, Ayse Hassan), Raymond McGinley von Teenage Fanclub und in Teilen produziert von Steve Albini erzählt jedes Stück eine persönliche Geschichte: „Are You Mine?“ handelt von der Demenz der Mutter, „Summerland“ von Urlaubsreisen mit den Eltern und Zwillingsschwester Kelley. „Crystal Breath“, der große rätselhafte Hit, verknüpft nonchalant wuchtigen Rock mit twangy Gitarrensounds, eine leichte Surf-Anmutung findet sich in fast jedem Track.
Das mit trötenden Bläsern dahinschlingernde „Coast“ klingt wie eine Kreuzfahrt-Steelband, kurz bevor der allerletzte Schnaps getrunken wird – die Sonne geht schon wieder auf, wie kann das sein? „Big Ben Beat“ und „Disobedience“ frönen dem noisy Ausbruch, erinnern an verqualmte 90er-Jahre-Clubkonzerte und klingen trotzdem nicht nostalgisch. Höchstens ein sympathisches Bisschen verspätet.
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