Jónsi
Shiver
Crunk (VÖ: 2.10.)
Konstrastreich wechselt der Sigur-Rós-Sänger zwischen Post-Rock, Art- und Elektro-Pop.
Sieben Jahre liegt das letzte Sigur-Rós-Album KVEIKUR mittlerweile zurück. Ob es von der auf zwei Mitglieder geschrumpften Band, nach dem unschönen Abgang von Dýrason wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs, noch einmal etwas zu hören geben wird, steht in den Sternen. Sänger Jónsi suchte sich in den letzten Jahren mit diversen Nebenprojekten weitere Sprachrohre. Mit SHIVER erscheint nun zehn Jahre nach GO seine zweite Solo-LP.
AmazonZuerst wiegt das mit A. G. Cook, dem Chef des irren Labels PC Music, entstandene Album mit „Exhale“ in Sicherheit. Sphärische Klänge, nur von ungewohnt elektronischen Blitzen durchschlagen. Was danach folgt, stellt eine Mischung aus Sigur Rós, Charli XCX und 100 Gecs dar: ein Künstler, der vehement an seinen eigenen Grenzzäunen rüttelt. Dabei stehen ihm die Gäste Liz Fraser (Cocteau Twins) und Robyn zur Seite.
Wie ein Origami-Hase schlägt „Shiver“ unruhig Haken, wechselt mit jedem Knick, jedem Falten, jedem Rhythmuswechsel das Gesicht. Mal experimenteller Elektro-Pop wie in „Salt Licorice“ mit Robyn, mal Schlummerlied („Beautiful Boy“), mal aggressives E-Drum-Massaker („Wildeye“). Damit gelingt Jónsi etwas, das seine Band schon lange nicht mehr schaffte: ein durchweg spannendes Werk.