Jonathan Jeremiah
Horsepower For The Streets
PIAS/Rough Trade (VÖ: 9.9.)
Der Londoner inszeniert seinen nostalgischen Blue-Eyed-Soul nie allzu blauäugig.
Dass das Gros von Jeremiahs neuem Material während seiner ersten Frankreich-Tour entstanden ist und schließlich in einer Amsterdamer Kirche aufgenommen wurde, erstaunt. Denn trotz aller Verbundenheit mit der alten Welt assoziiert man die im Titel implizierten Straßen beim Hören mit denen von New York City, Anfang der Siebzigerjahre. Was wohl auch daran liegt, dass er hier von einem 20-köpfigen, schwelgerischen Streichorchester sowie den wohl schönsten weiblichen Background-Chor-Arrangements seit den Spätsechzigern begleitet wird.
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Übt sich Jeremiah zunächst in nahezu nahtlos ineinander überblendenden (und die erste „The Deuce“-Staffel zurück vor Augen holenden), samtenen Soul-Perlen in der Tradition von Curtis Mayfield oder Marvin Gaye, evoziert er, kurz vor dem Ende des dritten und finalen Aktes, in dem hochemotionalen, vornehmlich rein auf Stimme und Piano reduzierten „Early Warning Sign“ doch auch noch Elton John. Nur, um uns mit „Sirens In The Silence“ und einem keineswegs zu schön gefärbten, aber dennoch Hoffnungsfunken versprühendem Stimmungsbild in die Nacht zu entlassen.