John Glacier
SHILOH: Lost For Words
Make It Ruins/Rough Trade (VÖ: 30.7.)
From the Dark Side of the Bedroom: düster-kalter Elektro- HipHop einer fluiden Londoner Identität.
Namen sind alles, sind nichts. „Shiloh“ ist eine in der Bibel erwähnte Heilige Stadt der Israeliten, nach der die Puritaner später Dutzende Orte in Amerika benannt haben – und „Brangelina“ ihr erstes Kind, wobei dieses zuletzt bei Instagram Pitt, den Namen ihres Vaters, gestrichen hat. Die junge Londonerin, die ihr erstes Album nach SHILOH benannt hat, nennt sich auf der Bühne John Glacier, was ebenfalls alles und nichts bedeutet.
AmazonDie Kälte des Gletschers finde sich in ihrer Musik wieder, sagt sie. Und doch solle niemand glauben, John Glacier sei sie. Denn für einen Namen sei das Leben viel zu fluide. Wie sich diese Haltlosigkeit anfühlt, darüber spricht sie auf SHILOH: LOST FOR WORDS, einer vom Glitch-Hopper Vegyn produzierten, faszinierenden Platte.
John Glacier kühlt ihren Bedroom-HipHop-Elektro-Pop so sehr herunter, dass eine sehr eigenartige Atmosphäre entsteht: Klingt sie bei „Timing“ müde oder genervt? Ist „Senseless (Try To Test Them Out More)“ ein Sprechgesang-Goth-Stück in der Tradition von Anne Clark? Und steht „Boozy“ für eine Kapitulation oder den Aufruf, mal wieder Licht in den Raum zu lassen?
King Krule findet auf seinen Platten ähnliche Klänge, Worte und Wirkungen. Wobei sich John Glacier immer tiefer fallen lässt, um im finalen „No More Left Like It’s Death“ zunächst ihre Stimme künstlich hochzupitchen, bevor das Stück mit Beerdigungsorgeln endet. The Dark Side Of The Bedroom.