Jessie Ware
Glasshouse
Island/Universal
Klassischer, erhabener R’n’B-Pop von der einstigen Soul-Innovatorin – nicht mehr, aber auch kein bisschen weniger.
Es ist ein Kreuz mit den ständigen Innovationen. Kaum hat man es mit R’n’B-Futuristinnen wie Kelela zu tun, klingt der Soundentwurf der Londonerin Jessie Ware plötzlich nicht mehr so frisch wie vor einem halben Jahrzehnt, als sie mit ihrem Debüt DEVOTION den Soul-Pop der Nullerjahre für die digitale Zukunft rüstete.
Dabei glückt Ware gleich mit „Midnight“, dem Opener ihres dritten Albums GLASSHOUSE, ein toller Aufschlag: Klassische Songwriting-Kunst ist das, groß gedacht und sublim vorgetragen mit einer Stimme wie lavendelfarbene Satinlaken.
Beglückend, wenn inmitten all dieser Pop-Grandezza intime Momente aufschimmern: „Stay Awake, Wait For Me“ knistert wie ein Kaminfeuer, in „Selfish Love“ darf eine Flamencogitarre herumflirren, ohne allzu albern zu klingen.
Und klar, Vergleiche mit den jungen Wilden des Genres verbieten sich im Grunde, bewirbt sich Ware schließlich nicht um einen Platz in der Riege der Digitalfeministinnen, sondern im Pop-Olymp. Da thront schon Alicia Keys und nickt anerkennend, wenn sie Songs wie das erhaben-soulige „Alone“ hört.
Manchmal aber klingt GLASSHOUSE in seiner grenzenlosen Könnerschaft so saturiert, dass einem selbst der strahlendste Refrain seltsam egal ist.