Jennie Abrahamson

Reverseries

How Sweet The Sound/Indigo

Alles glitzert. Jennie Abrahamson ruft in die schwedische 80s-Pop-(Schlager)-Disco. Zum einsamen Rollschuhfahren und sicher auch zum Knutschen.

Die Nordschwedin, die längst ins urbane Stockholm übergesiedelt ist, ist große Bewunderin von Peter Gabriel, tourte sogar mit ihm durch die Welt. Doch der macht progressive Rockmusik und danach will Abrahamsons fünftes Album REVERSERIES nun wirklich nicht klingen. Hypnotischer Elektro-Pop mit Hang zum Schlageresken ist das eher.

Der eindringliche Gesang zerfließt zwischen all den Synthies, die so auch in den 80ern hätten eingespielt werden können. Was bleibt, ist eine weiche Klanggebung, die nur dann aus ihrer unfreiwilligen Zärtlichkeit ausbricht, wenn Abrahamsons Stimme zu fordern beginnt. Beim besten Stück des Albums ruft sie mit entmenschlichter, von Auto-Tune hofierter Stimme: „Take me down to the water“.

Im Hintergrund rücken die Glitzeranzüge, die Rollschuhe und all die anderen Klischees des Pop der 80er immer näher, nur, um kurz vor Erreichen des Wassers, das auch Abrahamsons Ziel darstellt, an einer unsichtbaren Wand abzuprallen. Denn ein bloßer Abklatsch dieser Zeit ist REVERSERIES dann doch nicht. Jennie Abrahamson hat eine Retro-Platte aufgenommen, klar, arbeitet aber mit Übersteuerung und tief gepitchter Stimme, wie man es von aktuellem US-Rap kennt. Diese kleinen Nuancen übertragen ihre Musik ins Jetzt und lassen sie trotz der ganzen Zitate ziemlich aktuell wirken.