James Yorkston
The Route To The Harmonium
Domino/GoodToGo (VÖ: 22.2.)
Wundersamer Folk, gespeist aus Erinnerungen.
THE ROAD TO THE HARMONIUM funktioniert wie so viele seiner Werke wie eine Höhle, die sich kleine Kinder aus Kissen und Decken bauen, wenn sie wollen, dass die Eltern nicht mitbekommen, wie viele Gummibärchen sie verputzen. Die Klangwelt von Yorkston hat wenig mit der Gegenwart zu tun, sie ist nicht digital und nicht polarisierend, nicht schnell und nicht eitel.
Zwar gibt es ein Stück mit dem Titel „The Irish Wars Of Independence“, doch schaut Yorkston nicht auf diese Kriege zurück, um vor einer neuen irischen Grenze im Zuge des Brexit-Irrsinns zu warnen, sondern um Erinnerungen aus der Kindheit ins Gedächtnis zurückzurufen.
Er sieht die Mauern, hört die Schüsse, lässt seine Mitmusiker einen sanft, aber doch bestimmt noch vorne schiebenden Folk spielen, mit Harfe und Dudelsäcken, später auch mal mit Jazz-Trompeten und nordischen Fideln.
Das klingt zugleich spröde und warm, auf jeden Fall aber klingt es unwirklich, als werde die Realität durch die dicken Decken der Höhle abgefedert.
Wenn die Wirklichkeit in diese Welt dringt, dann nicht in Form von Nachrichten oder Postings, sondern durch Erinnerungen und einst gefühlte Emotionen. So formvollendet beherrscht diese Kunst des surrealistischen Folk neben Yorkston nur sein schottischer Kollege Alasdair Roberts.