Jack White

NO NAME

Third Man (VÖ: 2.8.)

Whites Guerilla-Release ist ein Rock’n’Roll-Meisterwerk – und ganz dicht dran an den White Stripes.

Stell dir vor, du gehst bei Third Man Records Platten kaufen und merkst zu Hause, dass du eine LP zu viel in der Tasche hast. Ein White-Label-Produkt. Wahrscheinlich ein Fehler des Staffs. Du bist dennoch neugierig, legst das Album auf, erwartest Electro, HipHop oder mediokren Rock – und hörst genau die Platte, von der du gehofft hattest, The White Stripes hätten sie nach ELEPHANT aufgenommen.

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Es ist nun nicht so, dass Jack White seitdem nicht genügend und auch genügend gute Sachen aufgenommen hätte. Zwei letzte Alben mit den White Stripes, fünf Soloplatten, das Zeug mit Dead Weather und den Ranconteurs. Ein Werk wie NO NAME war nicht dabei. Dieses Album ist einerseits simpler Rock’n’Roll. Es scheppert und dröhnt, die Produktion klingt nach Garage – bei Songs wie „Morning At Midnight“ oder „Missionary“ nach einer Garage aus den frühen 60ern. Eine analoge Raum-Wucht wie beim Track „Bless Yourself“ bekam wiederum sonst nur Steve Albini hin.

Mit NO NAME werden Träume wahr

Nun können solche „Lass-mal-rocken“-Platten unfassbar langweilig geraten. Doch White hat die Songs. Und er hat unbändige Lust. Um kurz bei „Bless Yourself“ zu bleiben, White schenkt dem Stück mittendrin vollkommen unverhofft eine tolle Pop-Melodie. „What’s The Rumpus“ ist genau der Radiohit, den Jack White im zeitgeistkritischen Text vermisst, inspiriert von „Voodoo Woman“ von Simon Stokes & The Nighthawks – Veröffentlichungen von Jack White sind immer auch Proseminare in Rock-Historie.

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„That’s How I’m Feeling“ startet wie ein New Wave-Song von den Cars, um im Refrain einen Drive zu entwickeln, der an die frühen Nullerjahre erinnert, als Gitarrenrock noch einmal richtig groß war. Jack White hatte Bock, es einfach zu halten. Aber ganz ohne Ambitionen geht’s nicht: Im Stück über den fiktiven „Archbishop Harald Holmes“ erschafft White eine ur-amerikanische Figur zwischen Bigotterie und Predigertum und rappt sich dabei so sehr in Rage, dass Eminem vor Neid erblasst. „Underground“ ist ein begnadeter Song zwischen Psychedelic und Wucht, als wäre Ringo Starr bei Led Zeppelin eingestiegen. Mit NO NAME werden Träume wahr.

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