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Domino/GoodToGo

Das verbindende und verbindliche R’n’B-Pop-Album des Sängers und Songwriters aus Chicago.

Tom Krell singt da eine sehr schön formulierte Liebeszeile auf seinem neuen, von Liebesbetrachtungen nicht gerade armen Album, die Zeile funktioniert in doppeltem Sinne: „When you’re talking I could listen all day, your whole life is like a song babe, I swear“. Die Liebe als Popsong und der Popsong als Erzählung des Lebens – verbindender und verbindlicher geht’s kaum. Ver­glichen mit dem hipsterisch vernebelten Shoegaze-Gospel auf seinem 2010er-Debütalbum LOVE REMAINS hat der Sänger und Songwriter aus Chicago auf seinem vierten Album zu einer Freude und Sinnlichkeit gefunden, die fast alle Stücke erfasst.

Die Gitarren dürfen auf fein geklöppelten R’n’B-Beats rollen, die Chöre feierlich jubilieren, der Sänger schwelgt in sanften Melodien, die von Produzenten-Freunden (Dre Skull, CFCF, Jack Antonoff) aufwendig poliert wurden. Und manchmal wird’s auf klassische Art hymnisch („I Was Terrible“). Diese Tracks setzen nicht mehr solch große Ausrufezeichen wie ihre Vorgänger auf dem ersten Album, aber ihr Autor wacht über die Kleinigkeiten, die Sound-Raffinessen und vor allem die Worte. Wo stehe ich in meinem Leben, was will ich eigentlich? Wenn Tom Krell sich auf seinem souligen Pop-Trip auch bisweilen auf das Level illustrierter Lifestyle-Küchenpsychologie herablässt, bleibt er in jedem Moment ein Souverän des Pillow-Pop, zeitgemäß und aufrecht.