Hidden Cameras
Home On Native Land
Outside Music/H’art
Der nächste Kurswechsel: Der Wahlberliner Joel Gibb hat endlich sein Country-Album veröffentlicht.
Die Songs von Joel Gibb besitzen den unbestreitbaren Vorteil, dass man sie unter Tausenden heraushören kann, daran ändern auch verschiedene musikalische Outfits (Cinemascope-Folk, Electro-Disco, sogar Dub wurde schon geortet), Bandbesetzungen, prominente Gastmusiker und Entstehungsorte nichts. Wo „Hidden Cameras” draufsteht, ist stets diese Idee vom Aufgehen in einer Pop-Hymne drin, gerne und immer wieder von den Freuden des Schwulseins befeuert, und vorgetragen mit der Stimme eines aufrichtig engagierten Geistlichen, der seine Gemeinde in die Arme schließen will.
Dabei soll uns nicht irritieren, dass Gibb dieses Album als eine „indiskrete Ode” an sein Heimatland Kanada angekündigt hat. Die ersten Songs entstanden schon während der AWOO-Sessions 2006, der Rest kam so über die Jahre dazu, was alle Lieder auf HOME IN NATIVE LAND eint, ist der unbedingte Wunsch des Songwriters, die Freunde und die Melodien mitzunehmen, die ihm begegneten. Wir hören das in den Tracks mit den Riesen-Chören, für „Log Driver’s Waltz” haben sich Rufus Wainwright, Feist und Margaret O’Hara zum Mitschmettern eingefunden, „Be What I Want” enthält das wunderbare Summsumm einer frei schwebenden Gesangsgruppe. Das sind dann gewissermaßen die Obertöne, die diese luftige Musik braucht, gerührt hat Gibb diesmal aber auch ganz tief in der Ursuppe des Country.
Wenn er mit Ron Sexsmith den Tim-Hardin-Klassiker „Don’t Make Promises” in eine Rockabilly-Form bringt, gerät das zwar etwas schlicht, aber Gibb jubiliert mit seinen Sehnsuchtsgesängen ganz vortrefflich im Steel-Gitarren-Glück dieser properen Produktion. Es geht wie erwartet um nicht weniger als alles, um Liebe, Hoffnung, Tod. Und Gibb vermag große Gefühle auch ohne handelsübliche Lyrics zu transportieren: In der „Ode To An Ah” schenkt er uns seine A-ha-ha-yas und U-hu-hu-yas, freundlich begleitet von Neil Tennant von den Pet Shop Boys.