Handpicked Songs 1955-1962 :: Light In The Attic/Cargo

Satan ist wieder da. Das gottesfürchtige Country-Duo aus Alabama mit extra schön geschwungenen Liedern zu Ehren des Allmächtigen

Die Louvin Brothers veröffentlichten Ende 1959 ein Album, dessen Titel und Cover-Artwork sich einen Sonderplatz in der Geschichte der populären Musik verdient haben: Die Plattenhülle zeigt Ira und Charlie Louvin in ihren jungfräulich weißen Anzügen und breiten Entertainerposen vor einem Feld glühender Kohlen, aus dem sich die Silhouette eines roten Teufels samt Mistgabel erhebt. Satan Is Real lautet der vollkommen ironiefrei gemeinte Titel dieser wunderbaren Schallplatte. Das Album enthält ein Dutzend Lieder zu Ehren des Allmächtigen („The Christian Life“) und in aufrichtiger Abwehrhaltung gegen die Mächte des Bösen („Satan Is Real“), mit denen der begnadete Songwriter Ira Louvin ein paar Jahre später eine dramatische Begegnung hatte: er starb 1965 an den Folgen der Verletzungen, die er sich bei einem Autounfall zugezogen hatte. Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens war schwer betrunken. Satan Is Real war sicherlich ein Produkt seiner Epoche und der strengen baptistischen Erziehung, die die Gebrüder Louvin in Alabama genossen hatten. Die Platte hat dennoch die Zeit überlebt. Den extra schön geschwungenen Country-Songs mit dem königlichen Harmoniegesang der beiden Brüder sei Dank. Im Inneren dieser Songs flackert ein kleines Licht, Predigerstimmen erheben sich und berichteten von den Verfehlungen und Schwächen der Menschen, vom Tod und dem Jüngsten Gericht – man darf das auch als Rückkoppelungen auf die persönlichen Auseinandersetzungen der Louvins mit den Themen Alkohol und Ehe lesen. Als die Brüder 1959 Satan Is Real aufnahmen, waren sie längst Stars der Country-Szene und tourten mit ihrem Hit-Programm durch die Vereinigten Staaten. Ein Stück dieser Geschichte ist auf CD 2 dokumentiert, in Form von 14 Songs, die ausgesuchte Fans zusammenstellten, ein jeder mit einer Art Lieblingssong: Beck wählte den Country-Schlager „(Are You Ready For) The Great Atomic Power“, Will Oldham entdeckte in „Alabama“ eine Hymne an Nostalgie und Heimat, Jim James (Sänger und Gitarrist von My Morning Jacket) entschied sich für „Low And Lonely“: „Ich glaube, dass gute Lieder einen Gott haben, und Gott bedeutet Magie und Magie Liebe“. Die Frage, die Songwriter Ira Louvin auf dem Herzen lag, war die: Wenn es Gott gibt, heißt das nicht auch, dass es den Teufel geben muss? „Satan is real / working with power/ he can tempt you and lead you astray.“

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