Gus Dapperton
Orca
AWAL (VÖ: 18.9.)
Der Wonderboy schüttet uns nach seinem Debüt-High sein Herz aus – jetzt mit College-Pop.
Die Befreiung eines Orcas kann ein tragischer Vorgang sein. Wie schlimm war das, als man als Kind „Free Willy“ gesehen hat, wo am Ende der Orca aus dem fiesen Umfeld befreit wird – leider nur im Film, denn im echten Leben musste genau jener Schauspiel-Orca weiter im fiesen Umfeld fristen. Willkommen im echten Leben!
AmazonEinem im Aquarium gefangenen Orca widmet Wonderboy Gus Dapperton, 23 Jahre alt, auch den Titel seines zweiten Albums. Es muss einer sein, dem ist, als ob es tausend Scheiben gäbe – und hinter tausend Scheiben keine Welt: Verglichen zum Debüt-Album, das allerlei Midtempo-Dance-Mini-Hits parat hatte, schaltet Dapperton in einen anderen Gang: Das Tristesse-Thema macht sich schon im Opener bemerkbar, der bezeichnenderweise „Bottle Opener“ heißt. Diese Bottle ist wahrlich eine Büchse der Pandora.
Über „Reasons I Drink“ singt auch Alanis Morissette, die sich dabei allerdings teils ironisch absichert. Dapperton hingegen ist der Junge, der dir last-minute, nachdem man sich schon gestylt hat, gesteht: „Lass uns heute nicht auf die Party gehen, ich muss dir mein Herz ausschütten.“
Als best buddy erwartet man in solchen Stunden nicht auch noch die musikalische Weltrevolution (auch wenn ein Tonmischer von Beyoncé und Frank Ocean mixt), sondern vielleicht ist angerauter College-Pop dann völlig legitim. Willy kam nach Jahren wirklich frei, aber in der Welt draußen nicht mehr klar. Damit es so weit nicht kommt, müssen wir mehr miteinander sprechen, auch über die Gründe, derentwegen wir trinken – ein Teil ist Party, ein Teil ist Psycho. Guter Punkt, Gus!