Graham Coxon :: A+E
Der Blur-Gitarrist lässt mit ungeschliffenem Garagenrock seinem Wahnsinn noch mal freien Lauf, bevor er sich wieder Damon Albarns Pop-Diktat unterwerfen muss.
Mit seinem 8. Studioalbum hat Graham Coxon die Diskografie seiner Stammband Blur zahlenmäßig überholt – zumindest vorerst, denn Produzentenikone William Orbit legte kürzlich mit diversen Tweets nahe, dass er mit Blur an deren Comeback-Album arbeitet. Der eigentliche Beweis für die wiederaufgenommene Bandarbeit Blurs dürfte aber dieses Solowerk ihres Gitarristen sein: Es ist das bisher sperrigste des 43-Jährigen, voll repetitiver Groove-Konstruktionen, grobschlächtiger Riffkaskaden und Verzerrungen, die einen die Verkabelung der Stereoanlage überprüfen lassen. Zwar ist in jedem der zehn Songs auch der Pop zuhause, besonders im schmissigen Opener „Advice“. Aber Coxon weiß genau, wie viel er davon verträgt und setzt jeder Singalong-Vermutung eine ausreichende Portion Kante und Kauzigkeit entgegen. Der Schlüsselsatz zum Verständnis von Coxons Musikschaffen fiel vor vielen Jahren in einem Interview: „Ich kann mir ‚Country House‘ einfach nicht mehr anhören, alles an diesem Song ist ein Hook, alles an ihm ist catchy“, sagte Coxon über einen der größten Hits von Blur, einen Song, der praktisch nur aus Refrains besteht. Bevor er sich also wieder augenrollend mit dem melodieverliebten Damon Albarn in ein Studio begibt, musste diese Platte wohl einfach raus. Der Albumtitel steht im Englischen für „Accident and Emergency“, dessen deutsche Übersetzung, Notaufnahme, man ja auch im Sinne von „notwendige Aufnahme“ verstehen kann.
Key Tracks: „Advice“, „The Truth“
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