Goat Girl
Goat Girl
Rough Trade/Beggars/Indigo
Die Southern-Punk-Offensive gegen den gut geduschten Indie-Pop dieser Tage.
Tatort war das Studio von Dan Carey im Süden Londons. Carey ist schon für einige überragende Produktionen verantwortlich (Kate Tempest, Franz Ferdinand), er wird als ein verrückter Musik-Professor beschrieben, der wie ein Wilder durch seinen heiligen Maschinenraum rennt und auf Knöpfchen drückt. Die Erzählungen stammen von der Band Goat Girl, die gerade im Rahmen eines größeren Narrativs von sich reden macht: Wie eine Szene im Süden der Metropole Uncool zum neuen Cool erklärt. Mitwirkende: Fat White Family, Shame, Horsey, Jerkcurb und der aktuelle Posterboy unter den jungen Croonern, King Krule.
Goat Girl sind der letzte Neuzugang der Southerners; das Quartett setzt dem frisch geduschten Indie-Pop dieser Tage den beißenden Gestank einer Musik entgegen, die wir zwischenzeitlich fast vergessen hatten. In „Country Sleeze“ steppt Sängerin Lotti über ein verkarstetes Feld irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten, wo der Teufel die Seelen einsammelt. Es ist das Terrain, das Jeffrey Lee Pierce und Kid Congo Powers vor mehr als drei Jahrzehnten so quälend beackerten, dieser Southern-Punk hier lässt tief blicken: „Touch my body, touch my soul, touch that deep and disused hole“.
Das Feld wird historisch von hinten aufgerollt, „Viper Fish“ ist eine Demonstration der Kraft, die das alte Biest Rockabilly entwickeln kann. Zwischen diesen Stücken hakt es immer wieder auf der Platte, Goat Girl schicken eiernde Soundtracks und seltsame, ätzende Spoken-Word-Aufnahmen in die Welt, es klingt nach the end, my only friend. Dann kriegen sie einen Song auf die Reihe, mit dem man in den nächsten Tag reiten kann. „Throw Me A Bone“ lässt die komplette Lana-Del-Rey-Gala in ein paar Sekunden wie eine Filmkulisse einstürzen.