Glass Animals :: Dreamland
Die Briten denken ihre Indietronica nun noch digitaler.
Auf ihrer letzten Platte fragten sich die Briten noch HOW TO BE A HUMAN BEING, nach vier Jahren Pause geht es nun ins DREAMLAND: Eskapismus statt humanistischer Basisarbeit. Wobei, so einfach ist es nicht: Bandchef Dave Bayley fühlte sich durch die aufgrund der Pandemie erlebte Zeit des Stillstands inspiriert, in der wenig neue Erinnerungen generiert worden sind – und der Mensch deshalb auf bereits Erlebtes zurückgriff, es neu ordnete und bewertete.
AmazonDas Titelstück macht Bayley zu einer Art Making-of des Albums, erinnert dabei an einen beinahe tödlichen Fahrradunfall seines besten Freundes und Glass-Animals-Drummers Joe Seaward. Dieser individuelle Schockzustand von damals habe sich in der Pandemie als kollektives Erlebnis gezeigt, sagt Bayley – und stellt fest: „You’ve had too much of a digital love. You want everything live, you want things you can touch.“
NOTES ON A CONDITIONAL FORM, das übermütig lange und gerade deshalb exzellente Album von The 1975, galt in seiner Unschlüssigkeit als eine erste Pop-Antwort auf Covid-19, auch DREAMLAND kann so gehört werden. Wobei die Band aus Oxford auf ihrer dritten Platte endgültig in den digitalen Bereich des Modern-Pop und Neo-R’n’B gezogen ist.
Mal bleiben die Tracks blass und berechenbar, mal gelingt Hervorragendes, die stärkste Passage hat diese Platte im letzten Drittel: „Waterfalls Coming Out Of Your Mouth“ mahnt zur Ruhe, mit „It’s All So Incredibly Loud“ folgt zunächst der Rückzug ins verhallte Falsett, bevor sich die Stimme von Dave Bayley über symphonische Keyboards erhebt: Nichts knallt so laut wie ein Herz, das bricht. Wo er recht hat, hat er recht.
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