Girl Ray
PRESTIGE
Moshi Moshi/Cargo (VÖ: 4.8.)
Glitzernd und funky: Die unentschlossene Indie-Band wird zum selbstbewussten Disco-Outfit.
Unfassbar, wie gut Girl Ray geworden sind: Nach zwei sehr charmanten, aber auch etwas unentschlossenen Alben laufen Poppy Hankin, Sophie Moss und Iris McConnell mit PRESTIGE zu (vorläufiger) Höchstform auf. Auf ihrem Debüt probierten sich die Nordlondonerinnen irgendwo zwischen Todd Rundgren und Christina Aguilera aus, auf der zweiten Platte kamen Soul- und Discoelemente hinzu. Sehr schön anzuhören, aber eher als Versprechen denn als Statements zu verstehen.
AmazonJetzt hat das Trio zusammen mit Producer Ben H. Allen den passenden Dreh gefunden: Eine Verbeugung vor der Disco-Kultur als Feier von Gegenkultur, Eskapismus und Diversity, besonders in puncto Sex, soll PRESTIGE sein. Dementsprechend fett und funky sind Sophie Moss’ Bassläufe, slick und auf den Punkt die Gitarren- und Schlagzeugparts von Hankin und McConnell. Songs wie „Up“ vereinen die Eleganz und Leichtigkeit von Phoenix und Metronomy, während „Love Is Enough“ und „Everybody’s Saying That“ glitzernde Discohymnen abgeben.
Im „Space Song“ vereinen sich kühler Synth-Wave und Girlgroup-Pop, „Wanna Dance“ klingt wie ein Mashup aus 80s-Hits und aktuellen Spotify-Charts. Die Lyrics handeln vom In- und Aus-der-Liebe-fallen, sind nicht mehr ganz so tagebuchmäßig wie früher. Das Album schwebt, oder besser, tanzt auf Wellen von Euphorie und Melancholie – Girl Ray haben die Essenz von Disco verstanden und überführen sie in die Jetztzeit.