George Michael
Older
Sony (VÖ: 30.9.)
Der Pop-Gigant klingt auf OLDER älter als er damals mit seinen 32 Jahren war.
Aufgrund seines gewaltigen Erfolgs – alle sechs ausgekoppelten Singles erreichten die UK-Top 3 – und Michaels eigener Einschätzung als seinen „größten Moment“ ist man reflexhaft geneigt, OLDER als das gelungenste Album des Ex-Wham!ers zu bezeichnen. Die Sonderausgabe zum eckigen, 26-jährigen Jubiläum bietet nun die Gelegenheit, diesen Automatismus zu überdenken. OLDER war 1996 sein Comeback nach sechs harten Jahren, in denen er sich im Rahmen eines Streits mit seinem Label ein Release Zölibat auferlegt hatte und den Tod seiner großen Liebe Anselmo Feleppa verkraften musste. Ihm hat er mit „You Have Been Loved“ ein ergreifendes Denkmal gesetzt.
Amazon„To Be Forgiven“ hätte gut auf das Meisterwerk LISTEN WITHOUT PREJUDICE VOL.1 gepasst und mit dem Titel der Leadsingle „Jesus To A Child“ irritierte der religionsskeptische, dennoch Kruzifix tragende Michael erneut. Doch der dahinterstehende Song ist überragend. In einem urkomischen „Little Britain“-Sketch lässt Andy via Pfleger Lou dem anwesenden Michael ausrichten: „Sag ihm, dass ich abgesehen von ‚Jesus To A Child‘ seine Arbeit emotional nichtssagend finde.“
Eine angesichts des Übergewichts an ziellosen Balladen auf OLDER nachvollziehbare Einschätzung. So sehr will sich Michael hier vom Radiopop distanzieren, dass er sich seines Händchens für Melodien fast zu schämen scheint. Noch unterkühlter sind die wenigen Dance-Nummern, allen voran der Yuppie-Pop „Fastlove“. Unter den diversen Formaten der Wiederveröffentlichung ist von der 5-CD Box mit ihrem wahren Exzess an Remixes eher abzuraten, das Doppelalbum inklusive der 1997er-Bonus-EP UPPER genügt nämlich allemal.