Generation A :: von Douglas Coupland

(übersetzt von Clara Drechsler & Harald Hellmann)

Noch weniger Generationen-Analyse als „Generation X“, aber dafür eine verstörende Vision der nahen Zukunft. Und clever erzählt.

1991 gab Douglas Coupland mit Generation X einer Generation einen Namen, die bis dahin dadurch auffiel, dass sie undefiniert schien. Die ersten, die trotz Friedenszeiten nicht den Lebensstandard ihrer Eltern erreichen würden – so sahen sich die Figuren des Buches, das dem alltäglichen Sprachgebrauch Begriffe wie „McJob“ schenkte. Doch eigentlich waren die analytischen Momente nur Schlaglichter in einer Erzählung von Freunden, die aus dem Konsumüberdruss aussteigen wollten. Fast zwanzig Jahre später also die Generation A – benannt nach einem Zitat des Schriftstellers Kurt Vonnegut von 1994. Auch hier stehen wieder junge Menschen im Mittelpunkt, die durchs Leben stolpern, bis sie durch äußere Umstände zusammengeworfen werden: Fünf Bienenstiche, die Zack, Samantha, Julien, Diana und Harj in Iowa, in Neuseeland, in Paris, der kanadischen Provinz und in Sri Lanka ereilen. Das Besondere: In der Zukunft, in der dieser Roman spielt, hält man Bienen eigentlich für ausgestorben. Und das hat dramatische Folgen: Obst ist kaum bezahlbar, Wein wird aus sich selbst bestäubendem Löwenzahn gemacht, und die Junkies sind auf Speed: „In den alten Zeiten wären sie Heroinsüchtige gewesen, aber Mohn ist auf Bienen angewiesen.“ Weil alle fünf im Moment des Stichs mit dem Internet verbunden sind, wird ihr Malheur schnell weltweit bekannt – und sie werden von Wissenschaftlern in eine rätselhafte Quarantäne gesteckt. Hieraus entwickelt sich eine Art Science-Fiction-Handlung, eine verstörende Zukunftsvision mit der Pharmaindustrie in der Rolle des Bösewichtes. Doch das Besondere an Generation A ist, dass die Protagonisten die Geschichte im Wechsel erzählen, und das trotz ihrer verstreuten Herkunft ganz ähnlich. Globalisierung eben. Coupland ist da am besten, wo er in markennamensatten Nebensätzen seine Figuren die kleinen Unterschiede zur Gegenwart berichten lässt. In der zweiten Hälfte des Buches überhebt er sich hingegen ein wenig damit, das Geschichtenerzählen als Gegenmittel gegen eine durchindividualisierte Gesellschaft in Szene zu setzen. Aber das stört nicht weiter, bald schon naht der Showdown eines clever konstruierten Buches, das man allerdings stark interpretieren müsste, um es als Generationenanalyse zu lesen. (Tropen, 333 Seiten, 19,95 Euro)

Felix Bayer