Ganze Kerle, blonde Frauen :: Mad Men Staffel 4

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Zeitreise in ein seltsames Land: Als Männer noch Männer und Frauen noch Frauen waren.

Während hierzulande noch nicht einmal Staffel 3 auf DVD erhältlich ist, erfreuen sich die Briten im Heimkino schon an der vierten Season jener US-Produktion des Pay-Channels AMC, die das dramaturgische Serienkonzept der vergangenen Jahre weltweit regelrecht revolutionierte: „Mad Men“. Der Clou: Eng verknüpft mit verwickelten Handlungssträngen ist der gesellschaftliche, politische und kulturelle Kontext der in den frühen 60er-Jahren angesiedelten Serie. Ausschlaggebend für den Erfolg dürfte das hohe Maß an Authentizität sein, was Ausstattung, Kostüme und Charaktere anbelangt. „Mad Men“ betreibt wohl mehr als jeder andere Serienhit Eskapismus pur, man bucht quasi die Zeitreise in eine Ära, als die Geschlechterrollen noch strikt getrennt waren, Zigaretten und Alkohol als Luxusartikel galten und Gut und Böse sich noch nicht fatal miteinander mischten. Auch für die vierte Staffel gilt: Die mit charakterlichem Tiefgang gezeichneten Protagonisten der Sterling Cooper Advertising Agency sollte man sich im Original anschauen. Nicht etwa, weil es so furchtbar hip und cool wäre, der sonoren amerikanischen Original-Stimme von Hauptfigur Donald „Don“ Draper alias Jon Hamm zu lauschen. Sondern schlicht, weil die pointierten US-Dialoge die wie immer etwas betuliche, mitunter auch falsche deutsche Übersetzung um Längen schlagen. Staffel 4 wagt den Kniff eines konzeptionellen Resets: Sterling Cooper Advertising Agency ist fortan Geschichte. Nun heißt es: Sterling Cooper Draper Price. Das einst luxuriöse Unternehmen startet neu durch – und das von ganz unten. In Trümmern liegt auch Don Drapers Ehe. Mit der neuen Ausgangsposition gelingt es, sämtlichen Figuren, die in Staffel 3 noch mit etwas dünnen Plots vorlieb nehmen mussten, neues Leben einzuhauchen. Don Draper beginnt gar, unter dem Schmerz der Trennung und des Neuanfangs seinen intellektuellen Horizont zu erweitern: analytische Reflexionen eines einst vom Erfolg Korrumpierten. Doch so ganz den Macho ablegen kann Draper dann doch nicht …