Galaxie 500 – Today/On Fire/This Is Our Music

1989 fallen Zäune und die Mauer, die erste Folge der „Simpsons“ wird ausgestrahlt, ein chinesischer Amerikaner stellt eine Glaspyramide in den Hof des Louvre, und die Velvet Underground der Saison haben sich nach einem Sechziger-Jahre-Oberklasse-Wagen von Ford benannt. Galaxie 500 sind ein Trio aus New York, zwei Typen und ein Mädchen am Bass, die sich an der High School kennen gelernt und gemeinsam in Harvard studiert haben. Und sie spielen Musik, die keinen mal eben so mitnimmt, jedenfalls nicht ungefragt. Auf Galaxie 500 musst du dich einlassen, sprich: reinsetzen, auch heute noch, aber nicht selbst so bleierner Straßenkreuzer sein, sondern ergebener Kleinwagen in einer Parkspur irgendwo in Italien – Handbremse und Gang draußen, wer schieben will, schiebt. So funktioniert’s. Vielleicht nicht unbedingt mit Menschen, die regelmäßig „Gitarre & Bass“ lesen, denn Galaxie 500 waren eine handwerklich ziemlich grausige Band, auch wenn sie am Ende ihrer fünf Jahre kurzen Karriere nicht mehr so sehr wackelten und fast schon übermütig an ihren Songs herumfeilten. Aber darum geht es nicht, darum ging es bei Velvet Underground auch nicht und ebenso wenig bei Neil Young, von dem das Trio gelernt hatte, sich für Soli mit fünf Noten oder den Wiegeschritt auf dem Wah-Wah-Pedal genau so lange Zeit zu lassen wie die Ewigkeit eben gemeinhin dauert. Für in Wahrheit also unendliche fünf Jahre haben es Galaxie 500 geschafft, ihre Reinheit zu bewahren. Diese Band blieb fast ohne Schimmer von dem meisten, über was Musiker so reden und über was man mit Musikern redet, wenn der Tag lang ist. Sie erkannte: Es geht nicht darum, Töne zu treffen wie Tontauben. Galaxie 500 nahmen die Töne vielmehr für sich ein, vor allem Dean Warehams fragile Tenorstimme kreiste um sie und mit ihnen. Und auch das Tempo veränderten Galaxie 500 (zumindest auf den ersten beiden Alben) nicht, weil sie ihr Tempo gefunden hatten. Und wenn sich ihre Akkorde veränderten, dann kaum merklich, weil die Akkorde nicht das Merkliche dieser Musik sind. Das Merkliche ist der Geist. Amen? Wenn Sie wollen … (Verbraucherinformation: Den Deluxe-Editions der drei Alben liegt je eine CD mit John-Peel-Sessions, alternativen Takes/Rarem sowie dem bereits veröffentlichten Konzertmitschnitt KOPENHAGEN bei.)