Gaddafi Gals
Romeo Must Die
3-Headed Monster Posse/The Orchard (VÖ: 30.9.)
Der Apokalypsen-Pop des Trios ist mehr als seine einzelnen Teile Walter P Arkestra Nalan und Ebow.
Es ist nicht gerade alltäglich, dass eine deutsche Band, und noch dazu eine faktisch unbekannte, die gerade erst ihre erste Single veröffentlicht hat, auf den Radar der „New York Times“ gerät. Aber die Debütsingle der drei Musiker*innen aus München beziehungsweise Leipzig beziehungsweise Berlin (aber vor allem aus dem Internet) umgarnte mit seiner umwerfend lässigen Produktion von Walter P99 Arkestra und dem Zusammenspiel der Sängerin Nalan und dem Rap von Ebow Kritiker*innen dies- und jenseits des Atlantiks.
Das 2019 erschienene gemeinsame Album TEMPLE stieg noch etwas tiefer in den sirupgleichen Sound des Dirty South ein. Diese Einflüsse finden sich auch auf ROMEO MUST DIE, aber ergänzt um Popeinflüsse aus den Nullerjahren (erinnert sich jemand an Timbaland?) und gegenwärtige Elemente wie etwa Drillbeats aus UK.
Es ist wahrscheinlich auch kein Zufall, dass der Albumtitel auf den gleichnamigen Film mit Jet Li und Aaliyah verweist, deren emotionenstarken R’n’B nicht nur Sängerin Nalan wahrscheinlich öfter gehört hat. In seiner Gesamtheit schaff t das Trio allerdings mit seinem Album ein weit kohärenteres Werk, als es die B-Movie-Vorlage vermag. Das ist besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass alle drei sonst mit ihren sehr unterschiedlichen eigenen Projekten beschäftigt sind. Aber Gaddafi Gals, das ist eben mehr als die Summe seiner einzelnen Teile.