Future Islands
As Long As You Are
4AD/Beggars/Indigo (VÖ: 9.10.)
Glückstrunken bis schmerzverzerrt: Der Synthie-Disco-Rock dieses hochmusikalischen Quartetts ist kitschresistent.
Als Rockband hat man schon mal viel gewonnen, wenn der Sänger an die Texte glaubt. Nicht lachen, das ist nicht so selbstverständlich wie es sein sollte! Zwar praktiziert Future-Islands Sänger Samuel Herring (der ja seine Texte stets selbst schreibt) parallel zum Song oft eine Art mutmaßlich geistesabwesenden Ausdruckstanz, den er sich unbedingt patentieren lassen sollte, aber vor allem gibt er stimmlich alles.
AmazonJede Nuance klingt ehrlich. Mal panisch, mal verzweifelt, mal glückstrunken und mal schmerzverzerrt. Aber immer ehrlich. Wenn man einen solchen Sänger hat wie dieses Quartett aus North Carolina, dann dürfen die Melodiebögen voller XXL-Gestik sein – sie werden niemals dem Kitsch anheimfallen, da Kitsch nur sinnentleerte Pseudo-Form ist. Für so einen Scheiß sind die Zukunftsinseln nicht zu haben.
Die im Opener verhandelte Frage danach, inwiefern man es wert sei, geliebt zu werden – sie ist bei den Future Islands nicht Floskel, sondern fundamental. Verglichen mit den sage und schreibe fünf Vorgängeralben fallen die radikaleren Tempi-Wechsel zwischen den Tracks ins Ohr. Herrings charmant-kratzige Stimme schwebt souveräner denn je über allem – und lässt sich selbst durch Uptempo-Disco-Beat nie ins Rhythmus-Gitter zwängen, sondern bleibt betont freiheitlich. Der Mensch ist keine Insel, aber diese Band ist die Zukunft.