Fuse Box City
Shipwreckers
PIAS/Partisan/Rough Trade (VÖ: 31.7.)
R2-D2 und Naturgefühle: Die Londoner Art-Popper bringen auf ihrem Debüt viel zusammen.
Gleich vorweg: Das ist kein Album, das einen von den Problemen da draußen ablenkt. Umweltzerstörung, Waffengewalt, Konsum auf Kosten anderer, alles da. „When the going gets weird, the weird turn pro. You definitely can’t Trump that.“ Stimmt, grad schwer, da was dagegen zu sagen. Für Corona kamen die Aufnahmen zu früh, aber als hätte sie’s geahnt, hat die letztes Jahr in London gegründete Band ihr Debüt in getrennten Zimmern in einem Haus in Hockney aufgenommen. Jeder für sich.
AmazonDen fünf Songs, alle mindestens vier und einer dreizehn Minuten lang, hört man’s nicht an. Die sind so was wie ein organisches An- und Abschwellen, auch wenn Kontraste da sind. Dunkel verschleppte Beats, Postpunk-Gitarren, Bass, Synthesizer-Schlieren, „Autobahn“-optimistische Kraftwerk– Sounds und retromäßiges elektronisches Knöpfedrücken. Manchmal fiept und klackert es wie R2-D2. Dazu hier und da fast esoterisches hölzernes Geklöppel und eine Art indigene Gesänge. Das Roboterhafte und das Natürliche, das Schwere und die Leichtigkeit.
Gehetzte Rhythmen, finsterer Lärm machen immer wieder den Weg frei für durchzuckte, zerschossene, aber eigentlich ganz zarte Melodien. Die Texte spuckt entweder ein verzerrt sprechsingender Jem Doulton (hat bei Thurston Moore und Roisin Murphy gespielt) aus, oder Rachel Kennedy (von den Flowers) singt sie klar und hell. Auf eine eigentümliche Art fallen die Songs auf SHIPWRECKERS ständig auseinander und formieren sich neu, wobei der Groove nie verloren geht. Es funktioniert, wie auch immer, und das ist dann doch wieder ermutigend.