Frau Kraushaar
Bella Utopia
Staatsakt/Bertus (VÖ: 17.6.)
Art-Pop zwischen großer Geste und kleinem Geräusch, dickem Ego und zartem Dada.
Um mal das Spektrum abzustecken: Ein Stück besteht aus mechanisch wirkendem Vogelgezwitscher, das zerrissen wird von einem Getröte, das ein bisschen klingt wie eine Werkssirene. „Eine kleine Froschmusik“, obwohl bloß ein kaum eine Minute langes Instrumental, mag exemplarisch stehen für das, was die Hamburger Künstlerin Silvia Berger als Frau Kraushaar auf BELLA UTOPIA so treibt: Beständig schillern die Songs, die übrigens alle deutsch getextet sind und auch sonst ganz anders als die auf dem mehrsprachigen Vorgänger, zwischen großer Geste und kleinem Geräusch, Esoterik und Sozialkritik, wichtigtuerischem Kunstanspruch und ironischem Sicherheitsabstand, zwischen dickem Ego und zartem Dada.
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Nicht, dass das die singende Frau Kraushaar nicht selber am besten wüsste: „Ich habe Gefühle, hmmm, die sind einfach da da da, meine Gefühle, die sind da da da, die Gefühle.“ Nun kann man sich aber auch auf nichts verlassen, denn im nächsten Song klappern schon wieder Kuhglocken oder sie singt über eine gelbe Sonne und ein Rad und was da halt sonst noch so rumliegt, vielleicht fährt auch eine Gitarre quer oder ein Electro-Kinder-Beat bollert, und Kraushaar singt von Tieren, die sich flambieren lassen möchten. Muss man nicht ernst nehmen. Kann man aber. Sollte man. Vielleicht. Oder gerade doch.