Foxygen
Hang
Jagjaguwar/Cargo
Die kalifornischen Psychedeliker mit Hang zum Hit: zur Abwechslung ein schlankes statt krankes Album.
Anstatt an den Achtungserfolg von WE ARE THE 21ST AMBASSADORS OF PEACE & MAGIC mit seinen (Anti-)Hipster-Singles wie „Shuggie“ und „No Destruction“ anzuknüpfen, zeigten Sam France und Jonathan Rado ihrem neu gewonnenen Publikum Ende 2014 gleich mal, worum es ihnen nicht geht: um den easy way nämlich. Ohne jegliche Buchungen, geschweige denn Fahrscheinkontrolle rissen sie ihre unbedarften Fans mit auf den fast anderthalbstündige Höllenritt …AND STAR POWER, ein Album außer Rand und Band und Verstand. Am Ziel angekommen, wussten viele der Passagiere keine sinnvolle Antwort auf die Frage der zwei irren Fahrer, ob denn auch jeder noch seinen Sitznachbarn habe. Manch einem war schier der Kopf geplatzt. Kann ich diese breiartige Masse da neben mir guten Gewissens noch als „Nachbarn“ bezeichnen? „Hang“ hieß damals das finale Stück – nicht umsonst, fungiert es jetzt als Cliffhanger zum vierten „ordentlichen“ Album des Output-starken Duos.
HANG lässt – nach mehr als zwei Jahren der Luft im Maul – aufatmen: Die kalifornischen Psychedelic-Youngster zeigen sich ausgetobt und wieder an Hits interessiert. Die den standardspinnerten Umständen entsprechend kompakte Leadsingle „Follow The Leader“ – der Leader ist man natürlich selbst – (ver-)führt in ein Album, das in Anbetracht des zuletzt (Üb-)Erlebten verstörend zugänglich ist. Acht Songs, die wirklich Songs sind, jeder zweite davon im Tagesprogramm des Leftfield-Radios vorstellbar. Es gibt sogar, an mehreren Stellen, „Shalalas“ – in „Follow The Leader“ werden sie, auf flauschige Discostreicher gebettet, von beherzten Bläsern getragen.
Hier und da, wie im schwelgerischen „Trauma“, bäumt sich ein Orchester auf, „Rise Up“ kann schon qua Songname kaum etwas anderes als ein Gospel sein. Natürlich haftet Frances Stimme stets die Ironie an. Eine zu Tränen rührende Ballade ist von Foxygen nicht zu erwarten. Dafür schunkelige Revuenummern wie „Avalon“, an der Freddie Mercury seine helle Freude gehabt hätte, und das passend zum Titel epische, aufgeladene „America“ mit all seinen Widersprüchen. Falls sich der Fokus nicht schon hin zu den Foxygen-Adepten, den noch jüngeren The Lemon Twigs verschoben hat, könnte HANG das Album sein, das die Gaukler als feste Besetzung im Indie-Zirkus fundiert.