Fontaines D.C
A Hero’s Death
Partisan/PIAS (VÖ: 31.7.)
Größere Gefühle, Surfpunk-Biester, Balladen und Ratgeberliteratur: Das zweite Album der Dubliner macht einen Sprung.
Die Sammlung aufmunternder Ratschläge, die Grian Chatten uns im Titelsong des neuen Fontaines-D.C.-Albums um die Ohren haut darf sich durchaus mit der berühmten „Positivliste“ in Eric Idles Monty-Python-Hit „Always Look On The Bright Side Of Life“ messen. Bleib nicht in der Vergangenheit hängen, sei aufrichtig, sag deiner Mutter, dass du sie liebst — dazu kommen ein paar ausgesucht schöne „Uhuhus“ und „Babababs“ und beinahe könnten wir diesen Song auch mitpfeifen.
Amazon„A Hero’s Death“ (in der Videoform mit „Game Of Thrones“-Star und Fontaines-Fan Aidan Gillen als schillernder TV-Host) ist aber auch ein Brett von Volltempo-Rock’n’Roll. Chatten bohrt seine Worte da rein, und wenn er so in den Text geht, verwandelt sich das, was eine klare Botschaft hätte sein können, in eine philosophische Betrachtung, die in die wohl schönste Zeile des Albums mündet: „Happiness really ain’t all about luck“.
Wir erfreuen uns dennoch des Glücks, der Überraschungsband der letzten Saison bei einem größeren Schritt beiwohnen zu dürfen — es ist schon ein Sprung vom Debüt DOGREL, das vergangenes Jahr überraschend hoch auf Platz neun der UK-Charts eingestiegen war, zu A HERO’S DEATH. DOGREL war ein Punk-Rock-Porträt aus und über Dublin, das in der Charakterstimme von Chatten einen unverwechselbaren Erzählton fand.
Entfremdung und Einsamkeit
Der Sänger und die Band lösen sich nun ein Stück weit von ihren ohnehin nicht allzu weit zurückliegenden Ursprüngen und haben elf Songs aufgenommen, die sich größeren Gemengelagen von Gefühlen und weiter entfernten Orten widmen. Entfremdung und Einsamkeit dominieren die Wortreihen in den ersten beiden Stücke, „I Don‘t Belong“ und „Love Is The Main Thing“ klingen wie entfernte Nachkommen aus der Song-Sippe von Ian Curtis.
„Televised Minds“ im Anschluss setzt den ersten Schnitt, ein Biest von einem Surf-Song, ein Dark-Wave-Mutant mit No Future im Kopf – glamourös, zerstörerisch, Dan-Carey-Produktion, klasse! Drei Balladen finden sich auch auf dem Album, „Oh Such A Spring“, die schönste und so geduldsam erzählte, fließt im Narrativ Chattens vor sich hin, bis die Wörter sich zu einem morbiden Finale aufeinandertürmen: „I watched all the folks go to work, just to die“. Das Komplimentärstück dazu kommt als vierminütiger Selbstbestimmungsdonner: „I was not born… to do another man’s bidding“. Well done, Dubliners!