Ferris MC

Glück ohne Scherben

Warner

Rap-Rückkehrer Ferris MC setzt seinen Affen auf Diät.

Ein erstaunliches Auf und Ab, das Ferris MC im vergangenen Vierteljahrhundert hingelegt hat. Vom hoffnungsvollen Rap-Rebellen zum gescheiterten Talent und halbgaren Schauspieler, mit Deichkind dann doch noch an die Spitze. Als Phoenix aus der Asche versucht sich der Bremer nun auch an einem Solo-Comeback. GLÜCK OHNE SCHERBEN kennt den alten Ferris, den selbstzerstörerischen Freak, nur noch in einzelnen Songs wie dem durchgeknallten, von futuristischem Geballer durchsetztem „Mein Raumschiff“ oder „Kater“, in dem er seine Suchterfahrungen verarbeitet.

Ansonsten ist deutlich zu merken, dass Ferris mittlerweile anderen Umgang pflegt: in „Roter Teppich“ will er Models die Beine brechen, trifft Boris Becker und lässt Promis in Rauch aufgehen. Er etabliert sich als Aushilfs-Naomi-Klein im konsumkritischen „All die schönen Dinge“ und gibt großonkelhafte Ratschläge wie „Blumen, die du pflückst, können nicht mehr wachsen“. Swen Meyer, der bislang als Hausproduzent von Tomte und Kettcar auffällig geworden ist, hat für das altersweise Werk mit schicken Streicher-Riffs, knalligen Gitarrenriffs und schrillen Elektro-Klängen einen Sound entworfen, der den Spagat zwischen Deichkind- und Indie-Rock-Publikum versucht. Aber auch der Battle-Track für die traditionelle Rap-Klientel fehlt nicht: „Deutschrap ist ein Zirkus voller Affen geworden“, krakeelt Ferris MC fast wie früher. Er selbst hat seinem Affen diesmal meist den Zucker verweigert.