Ellen Allien
AurAA
BPitch Control/Rough Trade (31.7.)
Gemessen an ihrer Bedeutung für Berlin ist dieser Autorinnen-Techno der Label-Chefin ein bisschen zu durchschnittlich.
Wenn es drum geht, wer den Sound von Berlin in den letzten Dekaden geprägt, ach was, bestimmt hat, können Rammstein und die Neubauten natürlich einpacken: Ellen Allien, ab 1992 Resident-DJ im legendären Tresor, hat auf ihrem Label BPitch Control so ziemlich alle kuratiert, man möchte schon fast sagen verlegt – von „Sky And Sand“-Crowdpleaser Paul Kalkbrenner über die Piano-Songwriterin Dillon hinzu den Elektro-Fricklern Apparat und Modeselektor bis zum Berghain-Technoautor Ben Klock. Und freilich sich, die Bossin, herself: Ellen Allien.
AmazonUnd dabei ist sie trotz Milliongefolgschaft auf Social Media erstaunlich bodenständig geblieben: Bis vor Kurzem konnte man sie noch alle zwei Monate in der liebenswert-versifften Griessmuehle an den Turntables antreffen, bevor die dichtmachte. Wo gibt’s so was schon? Die Kalkbrenners treten alle paar Jahre mal in Berlin auf, wenn’s hochkommt. Wermutstropfen: Gemessen an ihrem Standing als Klangregentin von Berlin ist das neue Album AURAA doch nur Dienst nach Vorschrift. Ganz und gar nicht schlecht, aber es haut einen auch nicht vom Hocker, wenn es auch die Beine zappeln lässt. Immerhin.
Die sieben Tracks bewegen sich, wie man es eben von Ellen Allien erwartet, gekonnt zwischen Dancefloor und sophisticated Sofa: intelligent dance music, wie man, in Ermangelung eines besseren Begriffs, ja einst das nannte, was auch Aphex Twin und Squarepusher inzwischen kreieren. Die großen aufregenden Einfälle, sie fehlen indes diesmal leider hier bei Ellen Allien. Es wummert und zittert eben so vor sich hin, bis die Aufmerksamkeit abdriftet. Aber vielleicht ist das in Zeiten geschlossener Berliner Clubs ja auch schon was wert: sich minutenweise so zu fühlen wie in einer ganz normalen Berliner Clubnacht.