Die wilde Jagd
Uhrwald Orange
Sog ist Trumpf: Der Krautrock von Sebastian Lee Philipp will ins Unterbewusste vordringen.
Mehr als eine Viertelstunde flattert der „Flederboy“, plustert sich auf und duckt sich wieder, schwingt sich in die Höhe und stürzt doch nicht ab. Irgendwann kommt der scheinbar sich endlos im Kreis drehende Beat doch zur Ruhe, nur noch ein einsames Tambourin ist zu hören. Dann, wie aus weiter Ferne, ein paar Störgeräusche, die langsam immer lauter werden, sich zu Vogelkreischen auswachsen, bis der Rhythmus doch wieder einsetzt, der Trip kann weitergehen. Das Eröffnungsstück mag programmatisch stehen für UHRWALD ORANGE, das zweite Album von Die wilde Jagd: Im Zentrum steht der Beat, der so lange monoton malochen muss, bis der Hörer sich fallen lässt und das Unterbewusste öffnet.
Man mag das Krautrock nennen, aber es geht vor allem um das Soghafte des Rhythmus, darauf konzentriert sich der Berliner Sebastian Lee Philipp im Gegensatz zum drei Jahre alten Erstling, der bisweilen noch arg verkopft daherkam. Damals hatte Ralf Beck noch gleichberechtigt an den Stücken mitgeschrieben, nun hat der Düsseldorfer nur noch produziert, abgemischt und sein Studio zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis ist so organisch, dass selbst die zwischen Dada und Tiefenpsychologie taumelnden Texte nicht wie ein Fremdkörper wirken.