Die Liga der Gewöhnlichen Gentlemen
Rüttel mal am Käfig, die Affen sollen was machen
Tapete/Indigo VÖ: 15. Januar 2016
Weitere Wahrheiten über Menschen, dargeboten in lockeren Northern-Soul- und Pop-Variationen.
Es ist sinnvoll, sich gleich nach Genuss der neuen LP der Liga das Buch „Down Among The Donkeys“ von Elisabeth Svendsen zu holen, ein Standardwerk zur Haltung von Eseln – vor allem aber eine Allegorie auf die Menschlichkeit. Das zugehörige „Mrs. Svendsens Heim für Esel“ – toller Barock-Pop – ist einer von zehn neuen Liga-Songs, durch die wir allem, was wir täglich verrichten, auf die Schliche kommen.
Bezeichnend bereits der Albumtitel: Wer will, kann vom Privatfernsehen über die Sozialen Medien bis zum Klassenausflug der 3b in den Tierpark Hagenbeck alles hineinlesen. „Arbeit ist ein Sechsbuchstabenwort“ rechnet mit dem ab, was die Konjunkturpolitik als Lohnerwerb klassifiziert. Der Northern-Soul-Punk erinnert hier doch sehr an die hochgeschätzten Superpunk, in der Liga-Stimme Carsten Friedrichs früher seine Statements raushaute. Zwar klingen einige Lieder weniger schroff, beinahe elegant. Doch die Hamburger bleiben ihrem Ansatz treu: Die Slogans sitzen wie bei den Berlinern Die Türen, die Refrains purzeln wie früher bei den Lassie Singers aus dem Ärmel, Haltung und Geschmack sind die gleichen wie bei den Schweizer Kollegen Die Aeronauten.
Dass man auf dem dritten Album die ultimative Schnoddrigkeit von Superpunk vermisst, ist eher unser Problem als das von Carsten Friedrich. Der freut sich diebisch, seinen Hörern im Song „Die ganze Welt ist gegen mich“ den Menschen Rolf Wütherich vorzustellen. Keine ARD-Version von Gernot Hassknecht, sondern der Name des Rennfahrers, der auf dem Beifahrersitz saß, als sich James Dean 1955 zu Tode fuhr. Bis zu seinem letzten Tag erhielt Wütherich vorwurfsvolle Briefe von Dean-Fans. 1981 starb er dann selbst bei einem Autounfall. Ein tragisches Leben. Darauf einen Song!