Diagrams

Dorothy

Bookshop/Republic Of Music/Rough Trade (12.5.)

Die sanfte Wucht des Majestätischen. Oder: Wie ein britischer Songwriter und eine amerikanische Dichterin für ein Folkpop-Epos zusammenkamen.

Ein Ozean und ein paar Jahrzehnte Lebenserfahrung liegen zwischen den beiden Hauptakteuren auf diesem Album: Sam ­Genders, Brite, Ex-Frontmann und Songwriter von Tunng, der all die Fäden bei den Diagrams zusammenhält, und Dorothy Trogdon (90), die amerikanische Dichterin, die ihr Leben lang schreibt und erst seit ein paar Jahren veröffentlicht. Aus dieser Distanz ist eine Songsammlung voller Nähe und Wärme entstanden, ein gemeinsames Naturforschungsprojekt, das sich dem Schönen und jenen ihm innewohnenden Verwerfungen und Verwünschungen widmet.

Genders singt die Gedichte Trogdons mit seiner Supersonntagsfolkstimme, akustische Gitarren, Flöten, Pianos und leicht verstörte Synthesizer mischen sich in diese Lieder, einmal spielen die Trompeten zur Fanfare auf. Und Genders kann ja, das hat er schon oft bewiesen, ganz formidable Songs schreiben, diese hier kommen mit der sanften Wucht des Majestätischen, sie triumphieren in den nur minimal elektrisierten, weit offenen Arrangements von Kelly Pratt (Beirut, Arcade Fire, David Byrne). Ein Album wie eine Umarmung – Worte, Klangfarben und Melodien halten sich gegenseitig fest. Am Ende gibt uns Dorothy Trogdon in einer Art Field Recording ihr Gedicht „Under The Graphite Sky“ mit auf den Weg: „Let the kindness of rain and the darkness fall on your shoulders“.

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