Der Spielmacher
Der Spielmacher
Staatsakt/Caroline/Universal
Ein überraschend überzeugendes Konzeptalbum zu einem Fußball-Theaterstück von Berliner Indiedarlings aus dem Staatsakt-Kosmos.
Punktgenau zur Europameisterschaft in Frankreich bringt Staatsakt, das Leicester City der deutschen Plattenlabels, unter der Spielführung von Türen-Kapitän Maurice Summen ein Theaterstück rund um den Ball auf Berliner Bühnen. Begleitend dazu erscheint das Album DER SPIELMACHER, das dafür geschriebene fußballthematische Songs von Staatsakt-Bands enthält. Wodurch nebenbei mal wieder auffällt, was für einen tollen Kader Maurice Summen da in den letzten Jahren zusammengestellt hat: Jens Friebe, Andreas Spechtl, Chris Imler und Christiane Rösinger steuern hier je zwei Songs bei, den Rest übernehmen Summens very own Die Türen und (alias) Der Mann.
Dabei überraschen die Indiedarlings mit größerem Fußballnerdwissen, als man ihnen zugetraut hätte: Wer hätte gedacht, dass Spechtl jemals eine Ode an Dr. Richard Steadman aus Denver, Colorado, verfassen würde – den Kreuzbandriss-Spezialisten und Karriereretter von Lothar Matthäus? Sein Song „Colorado“ eignet sich musikalisch gut als Fortführung von Spechtls LIBERTATIA- und SLEEP–Platten, auch Jens Friebes „Chor der Spielerfrauen“ hätte auf seinem hervorragenden letzten Album, NACKTE ANGST ZIEH DICH AN WIR GEHEN AUS, einen verdienten Platz gefunden.
Die Meisterschaft für den besten Songtitel nimmt allerdings Chris Imler mit nach Hause, dessen „Fan ist ein Stahlbad“ den notwendigen Schuss Horkheimer/Adorno ins Spiel bringt und Die Türen so mit dem zeitgeistigen „Korruption ist mein Verein“ knapp auf den zweiten Platz verweist. Als thematische Songsammlung ist DER SPIELMACHER überraschend abschlussstark, weit mehr als ein nettes Kuriosum und darüber hinaus auch als eigenständiges Album ein Gewinner.