Auch die zweite Auflage des Italo-Diskurs-Pop-Projektes besticht wieder, ohne jeden ironischen Sicherheitsabstand einzuhalten.
Never change a winning team, hieß es mal im Fußball, aber heute weiß man: Spieler sind austauschbar, wenn das System steht. Also haben Franceso Wilking und Produzent Patrick Reising die Crucchi-Gang-Idee einfach ein zweites Mal aufgelegt, aber mit komplett anderem Personal. Auf FELLINI dürfen nun Tristan Brusch, Antje Schomaker, Dota oder Jeremias Songs aus dem eigenen Fundus zum Besten geben, übersetzt von Wilking und in Italo-Pop-Flaum gehüllt von Reising.
AmazonTocotronics „Im Zweifel für den Zweifel“ wird zu „In dubbio per il dubbio“, und Maike Rosa Vogels „Fünf Minuten“ zu „Cinque minuti“. Aus der Reihe tanzt nur Wilking selbst, der mit der Höchsten Eisenbahn zwar den Klassiker „Lisbeth“ in ein bläsersattes Wattebäuschen verwandelt, aber ansonsten den „Goldenen Reiter“ von Joachim Witt zum „Cavaliere d’argento“ degradiert, weil sich das Silber besser singen ließ, und Reinhard Meys „Gute Nacht, Freunde“ als „Buonanotte amici“ gar ein anderes Ende verschafft.
Die ganze Unternehmung zeichnet aus, was auch schon das Debüt von 2020 so groß machte: Kein blödes Augenzwinkern, kein doppelter Boden, kein ironischer Sicherheitsabstand trüben die Freude an dieser kulturellen Aneignung, die nicht nur prima aus sich selbst funktioniert, sondern einen auch noch gleich die Originale wiederaufsuchen und zugleich Italo-Pop-Klassiker entdecken lassen möchte.