Brodka
Clashes
[PIAS]/Rough Trade
Auf ihrem ersten englischsprachigen Album zeigt die polnische Sängerin, wie gut sie Pop mit nicht alltäglichen Verrenkungen versehen kann.
Die schlesische Stadt Żywiec, ca. 30.000 Einwohner stark, schätzte man bisher wegen des gleichnamigen starken und schmackhaften Bieres. Sie liegt dicht an der Grenze zur Tschechischen Republik und der Slowakei, also etwas weiter weg vom Schuss. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Monika Brodka eine Musik kreieren kann, die nicht einfach eine polnische Abwandlung von dem darstellt, was man in internationalen Kreisen schon länger gewohnt ist. Und das ist ihr großer, entscheidender Vorteil.
An einigen Stellen ist zwar unschwer zu erkennen, dass ihr das Werk einer Siouxsie Sioux sehr wohl vertraut ist. Vor allem dann, wenn es mal mulmig und kribbelig wird. Brodka ahmt aber nicht blind nach und bewirbt sich nicht um den Posten einer neuen Gothic-Queen. Relativ nahe kommt sie diesem Vorbild ohne Frage im ergreifenden Begräbnisszenario von „Funeral“, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb man sich mit diesem Album beschäftigen sollte.
In „Mirror Mirror“ schleicht sich die Sängerin mit dieser besinnlichen sakralen Art an, die für das Kirchenland so typisch ist. Über Brodkas persönliche Haltung zum Katholizismus ist nichts bekannt, aber solche Titel lassen erkennen, dass sie sich schon mal damit beschäftigt hat. Zu anderen in der slawischen Kultur beheimateten Einflüssen zählen Anspielungen auf folkloristische Töne, sie sorgen in „Holy Holes“ für intensive Schübe. Brodka bevorzugt solche anspruchsvollen Momente. Das heißt aber nicht, dass sie immer auf übermäßige Disziplin Wert legt.
„My Name Is Youth“ zum Beispiel ist ein Song, mit dem sie auf ausgelassenen Punk umschwenkt und dabei den Spaß ihres Lebens hat. Für die Außenwelt gilt das auch. Schon in der Vergangenheit hat sich die Presse außerhalb Polens angetan über Brodkas Fähigkeiten und ihre bisherigen polnischsprachigen Platten, Album (2004), Moje piosenki (2006) und Granda (2010), geäußert. Jetzt wird der Schwall der Zustimmung weiter an Stärke gewinnen.