Blondie
Against The Odds 1974 – 1982 (Super Deluxe Edition)
Capitol/Universal (VÖ: 26.8.)
Perfekter Pop: Umfangreiche Werkschau mit 124 Studiotracks auf acht CDs.
Einen Ikonenstatus erspielten sich nahezu alle Acts aus der Pionierriege des New Yorker Clubs CBGB’s: Television, The Ramones, Talking Heads, The Patti Smith Group und Richard Hell & The Voidoids hinterließen tiefe Spuren. Dass es Blondie als einzige Band auch zu kommerziellem Weltruhm bringen würde, verwundert kaum. Schon 1974, als die aus den Ruinen der Stilettoes entstandene Gruppe an den Start ging, war klar, dass in der internationalen Musikszene ein Paradigmenwechsel anstand.
AmazonMit ihrem stilistisch offenen Konzept vereinten Blondie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dank platinblonder Debbie Harry und attraktiven Jungs (Gitarrist Chris Stein, Keyboarder Jimmy Destri, Schlagzeuger Clem Burke, Bassist Gary Valentine) waren Blondie zudem ungleich massentauglicher als der Rest der CBGB’s-Szene. Kurzum: Sie verkörperten perfekt den internationalen Pop-Konsens.
Ein intensiver Blick zurück
Die Werkschau AGAINST THE ODDS – 1974-1982 ermöglicht auf acht CDs oder zehn LPs einen intensiven Blick zurück, optional gibt’s eine abgespeckte 3-CD-Version. Stolze 52 Bonustracks, davon 36 bislang unveröffentlicht, ergänzen in der SUPER DELUXE EDITION die sechs kompletten Studioalben. Das Debüt BLONDIE fasste 1976 in rauer Produktion von Richard Gottehrer, Craig Leon und Alan Betrock Sixties-Beat, Garagen-Rock, Power-Pop und Surf-Sound zusammen und lieferte die Mini-Hits „X Offender“, „Rip Her To Shreds“ und „In The Flesh“. Gottehrer allein zeichnete für den Nachfolger PLASTIC LETTERS mit der Punk-Persiflage „I’m On E“, Teen-Hysterie à la „Fan Mail“, Sci-Fi-Kult („Bermuda Triangle Blues“), No- Wave-Avantgarde („Cautious Lip“) sowie den UK-Hits „Denise“ und „I’m Always Touched By Your Presence, Dear“ verantwortlich.
Ein Quantensprung gelang mit dem Glamrock-Veteranen Mike Chapman an den Klangreglern: Das mit Platin ausgezeichnete Durchbruchswerk PARALLEL LINES spiegelte 1978 nicht nur im Disco- Hit „Heart Of Glass“ exakt den Zeitgeist wider. Auch die Auskopplungen „Picture This“, „Sunday Girl“, „I’m Gonna Love You Too“, „Hanging On The Telephone“ und „One Way Or Another“ galten zu New-Wave-Zeiten als Nonplusultra.
Eine perfekte Blaupause des Vorgängers, abermals von Chapman beaufsichtigt, war 1979 EAT TO THE BEAT: Phil Spectors Wall-Of-Sound lieferte den richtigen Anstrich für die Charthits „Atomic“, „Dreaming“ und „Union City Blue“. Egomanien, Drogenexzesse, Burn outs und schlichtes Phlegma ließen das von Chapman betreute AUTOAMERICAN 1980 trotz der vorzüglichen HipHop-Adaption „Rapture“ und einem Cover des Rocksteady-Klassikers „The Tide Is High“ auf Sparflamme köcheln. Auf dem Abschiedswerk THE HUNTER breitete sich 1982 leider ein pompöser, wenig stimmiger Achtzigerjahre-Sound aus.