Beach Slang
The Things We Do To Find People Who Feel Like Us
Big Scary Monsters/Alive VÖ: 30. Oktober 2015
Mal hymnenhaft, leider auch manchmal halbgar: Emo-infizierter East-Coast-Punkrock.
Tolle Songs übers Trinken: The Replacements – „Here Comes A Regular“ (1985). Jawbreaker – „Kiss The Bottle“ (1992). Japandroids – „The Nights Of Wine And Roses“ (2012). Dieses Quartett aus Philadelphia wird seit etwas mehr als einem Jahr als Fleisch gewordene Schnittmenge dieser Bands gehypt.
Zumindest teilweise zu Recht: Frontmann James Alex singt auf dem Debütalbum seiner Band fast ausschließlich davon, ein verdammter Außenseiter zu sein, in den Kellerclubs dieser Welt zu Hause, auf der Suche nach dem Moment, wo Alkoholpegel, Lautstärke der Musik und Anzahl der Freunde stimmen – und klingt dabei verblüffend oft nach Paul Westerberg in seinen späteren, sensibleren Jahren.
Mit Jawbreaker haben Beach Slang die prägnanten Pop-Punk-Rumpel-Rhythmen, mit Japandroids die shoegazig-schimmernden Gitarren-Overdubs und (zumindest in den USA) das Label Polyvinyl gemeinsam. Manchmal funktioniert diese Melange: im wuchtigen Opener „Bad Art & Weirdo Ideas“, der an die Tage erinnert, als The Gaslight Anthem noch super waren, oder in der druckvollen und bedrückenden Quasi-Ballade „Porno Love“ und dem zwingend mitsingbaren (mitzwingbaren?) „Throwaways“.
Bei aller Toleranz für die Glorifizierung des Rauschs ist es aber doch etwas wunderlich, einen 40-Jährigen davon künden zu hören, dass er und die seinigen „misfit kids“ mit „a pretty clean heart but a dirty mind“ sind, die sich zu viel Zeit, aber zu wenig Drogen nehmen, und wenn er in der Feuerzeug-Ballade singt: „Baby, turn your heart up“, fühlt man sich daran erinnert, was irgendwann mal aus The Gaslight Anthem geworden ist. Brrr.