Baroness
Purple
Vertigo/Universal VÖ: 18.Dezember 2015
Sie wollten einen Autounfall verarbeiten, ersaufen aber im klassischen Metal-Dilemma.
Das werden manche jetzt nicht gerne hören, aber: Es war alles schon mal da. Gerade im Metal. Einiges davon, wenn nicht sogar allzu vieles, haben Baroness versucht, auf ihrem neuen Album unterzubringen. Deshalb wechseln sich auf PURPLE, mit dem die Band aus Savannah einen schweren Busunfall aus dem Jahre 2012 verarbeitet, nun stumpfes Geklopfe mit prätentiösen Rock-Operetten ab, verwandeln sich Led-Zeppelin-Schmachtfetzen kurzfristig in Danzig-Geboller, wird komplexer Prog Rock mit kitschigen Refrains kurzgeschlossen, auf die Europe stolz wären.
Mal spielen Schlagzeuger und Leadgitarrist gleichzeitig gegenläufige Soli, dann spielen die beiden Gitarren dasselbe Solo brav zusammen. Ja nach Bedarf wird sich im Fundus von Kiss, Iron Maiden oder Slayer bedient, weitgehend ironiefrei.
Trotzdem ist PURPLE ein großer Spaß, auch weil man so deutlich hört, wie der Metallhandwerker ersäuft in dem Dilemma, in dem er seit den späten 70er-Jahren steckt: dass er weiter laut und böse sein soll, aber eben auch besonders virtuos.