Alex Izenberg
Caravan Château
Weird World/GoodToGo (VÖ: 31.7.)
Die Sonne verschwindet oft im Nebel, beim psychedelisch verschrobenen zweiten Album des Art-Pop-Songwriters.
Neurodiversität to the front, offenes Reden über Diagnosen wichtige Strategie, klar – aber wie die Label-PR hier die psychopathologischen Dispositionen („paranoid schizophrenia“) seines Künstlers verkitscht zum Selling-Point umdenkt, das hat schon einen unangenehmen Beigeschmack. Und wir Journalist*innen können dann einmal mehr darüber nachdenken, wie angemessen Genrebezeichnungen wie „Freak Folk“ wirklich sind.
AmazonDie Schublade bleibt also zu, bliebe sie sowieso, denn folkig ist hier ohnehin wenig — obschon sich Alex Izenberg in verwandten Szenen bewegt, legten doch etwa Chris Taylor von Grizzly Bear und Jonathan Rado von Foxygen Hand an das zweite Album des Songwriters aus L. A. CARAVAN CHÂTEAU ist exzentrischer Kammer- Pop, der ähnlich trippy verschoben das klassische Songwriting der Sechziger heute neu denkt wie vor fast einem Jahrzehnt Ariel Pink oder Father John Misty.
Da ist einerseits ein Extremismus der Melodien, andererseits eine Hazyness im Klang, die diese wiederum völlig ungreifbar macht. Das Titelstück ist grande Ballade in Flöte und Piano, die Single „Disraeli Woman“ eine sommerliche Liebeshymne mit Klavier, Bläsern und Disco-Streichern, im Video lässt sich Izenberg in herrlichem 70s-Setting und im Bademantel durch den Laurel Canyon fahren und von einer Muppet-Polizei festnehmen, um am Ende am Strand ein Wasserballballett stoisch zu ertragen. „Caravan Château“ ist wenig außergewöhnlich, aber doch ausgesprochen charmant.