Adam Green
Aladdin
R.D.S./Rough Trade
Welcome back, Old-School! Der Sänger und Songwriter demonstriert auf diesem Pop-Art-Album, was er kann.
Adam Green lädt zu einem Trip in sein Pop-Art-Universum ein: zu 19 neuen Tracks und einem Spielfilm, der sich entfernt an Motive aus „Aladin und die Wunderlampe“ anlehnt und u. a. die Musikerkollegen Devendra Banhart und Andrew VanWyngarden (MGMT) vor die Kamera bringt. Hier darf dann mal zusammenkommen, was der Sänger, Lyriker, Fotograf und Maler in den Jahren nach den Trennungsduetten mit Binki Shapiro so produziert hat.
Adam intermedial also, und wo im orientalischen Märchen der Geist aus der Öllampe die Handlung übernimmt, sind es bei Green Internet, Technik und Totalitarismus. Aber ALADDIN das Album funktioniert auch ohne den kunstvollen Überbau und den Blick vom Kinosessel aus auf die Leinwand. Das hier ist Old-School-Songwriting, und: Solche Songs muss man erst einmal schreiben! Ein wunderbarer Crooner war Green schon in den Lo‑Fi-Expeditionen mit Kimya Dawson bei den Moldy Peaches, in den Rang einer Popsphinx fand er auf seinen Soloalben.
https://soundcloud.com/makri13/sets/adam-green-aladdin/s-zerb9
Jetzt geht der große Junge, der sich für ein paar Spielzeiten als hübsch verpeiltes Hätschelkind des Unterhaltungsbetriebs empfahl, in die Vollen: So viele Lieder, so viele Gedankenspiele und musikalische Verspult- und Verspieltheiten auf dem engen Raum eines Albums, das hätte auch schiefgehen können. Tut es aber nicht. Green zaubert wunderbar verträumte Melodien aus dem Hut (besonders stark: „Fix My Blues“, „Never Lift A Finger“), ganz bei sich und seinen Roots und ohne dabei entfernt an den Dreampop dieser Tage zu erinnern.
Er hat eine ausgesucht transparente Produktion auf seiner Seite, die für klare Verhältnisse sorgt: Bariton, Bass, Beats, der Rest ist Schmuckwerk. Dazu kommt dieser Adam-Green-Witz, der uns schon aus Titeln wie „I Only Take Cocaine“ anspringt und sich musikalisch in einem Einminüter wie „Birthday Mambo“ fortsetzt – der Sänger trödelt mit verschnupfter Stimme durch den Song, als hätte er gerade einen Gesangswettstreit mit Ringo Starr ausgerufen. Drei Stücke weiter meldet er sich in einer beatlesken Holperballade auffordernd zu Wort: „Do Some Blow (With Me)“. Zwischen diese Minipreziosen lässt Adam Green kleine Vokalsequenzen fallen, Hörbuchschnipsel, in denen Grundsätzliches geklärt wird: „Are aliens natural? Sure, all technology is natural.“