A Tribe Called Knarf
Es ist die Wahrheit, obwohl es nie passierte
Staatsakt/Caroline VÖ. 30. Oktober 2015
Der Mark E. Smith der Waterkant und wortlastiger Minimal-Elektro-Funk.
Was es da schon alles gab: Knarf Rellöm Org, Knarf Rellöm Ism, Ladies Love Knarf Rellöm – organisiert, totalitär, geliebt: Knarf Rellöm, das Gegenmodell zur falschen Bescheidenheit. Nun also A Tribe Called Knarf, eine Verbeugung vor den HipHop-Freigeistern.
Der Albumtitel hingegen verweist auf die aktuelle Sachlage, nach der Nachrichten aus „Der Postillon“ wahrer wirken, als das, was von CSU-Ministern oder US-Präsidentschaftskandidaten über den Ticker geht. Beim tollen „Über 20 Geschichten“ wirft er fulminant alles postmodern zusammen. Die Weisheit von Homer Simpson und die Symbolik von Kiss, Heidegger und Knut Hamsun.
Musikalisch platzieren sich Knarf Rellöm und seine Mitmusiker DJ Patex und Viktor Marek frech auf der hanseatischen Wippe, auf der links die Goldenen Zitronen und rechts Jacques Palminger sitzen. Besonders gut funktioniert die Platte, wenn das Zitieren von Pop-Gesten so umwerfend gelingt, dass man vergisst, ob man nun die ironische Geste feiert oder das gute alte Originalgefühl. Darauf will Knarf Rellöm hinaus, dass das alles total wichtig und total egal ist, je nachdem, mit wem man gerade beim Bier zusammensitzt.