re:publica 2014, Tag 2: Einhörner, ein Hoax mit Jan Josef Liefers und Netzkultur ohne Katzen


Spannende Vorträge! Der erste Tag, mit Auftritten von David Hasselhoff und Sascha Lobo, wirkte jedoch nach.

Am zweiten Tag der re:publica waren vor allem die Themen des Vortrags bestimmend. Allen voran der Rant von Lobo über mangelnde Investitionen in die Netzwelt. Wurde nach Empfindung einiger doch so getan, als sei Lobos Rede die einzige Vortrag des. Doch wen wundert das eigentlich? Auch in den Trending Topics auf Twitter zur Konferenz liegt Sascha Lobo auf dem zweiten Platz nach Hasselhoff. Als drittes Thema dominierte dann, wenig überraschend, „Überwachung“. Das ist dem Schaden zuzurechnen, den der NSA-Skandal anrichtete. Auch dadurch waren die Themen der Konferenz politischer als je zuvor – auch wenn die re:publica immer schon ein politisches Event war.

So war es auch wenig verwunderlich, dass ein eher abseitiges Thema trotz prominenter Platzierung auf der Hauptbühne eher wenig Leute anzog. Die, die nicht da waren, haben auch nicht viel verpasst. Die Autorin Jessica S. Marquis gab lediglich Inhalte ihres Buches  „Raising Unicorns: Your Step-by-Step Guide to Starting and Running a Successful – and Magical!“ wieder und hielt ein Plädoyer für mehr „whimsyness“ (in etwa: Launigkeit), bestehend aus u.a. Magie und Optimismus. Wichtig sei dabei sich eine Kindlichkeit zu bewahren, die aber keineswegs kindisch ist. Ein schöner Ansatz für mehr Fantasie – und auch sollte öfter auf das innere Kind gehört werden. Schade nur, dass der Vortrag selbst, im Laborkittel vorgetragen, genau diese kindhafte Albernheit missen ließ.

Für mehr Irritationen als Einhörner sorgte dann allerdings ein anderer Vortrag. Vielleicht sollte aber auch gesagt werden: „sollte sorgen“. Hinter „Google Nest – Your Data, Our Future“ verbarg sich ein offensichtlicher Hoax. Das war schon bei der inoffiziellen Ankündigung klar. Google spricht gleich über Privacy! Für mehr Authentizität sollte dann noch ein Auftritt von Jan Josef Liefers sorgen; einige sahen darin eine kreative Möglichkeit die Medien zu foppen und so für Medienkompetenz zu sorgen. Und somit dürfte das Nachspiel des Vortrags interessanter sein als der Witz selbst. Warten wir es ab!

Ein durchaus kurzweiliger Vortrag war „Netzkultur ohne Katzen“ von Ole Reißmann und Hakan Tanriverdi, die in den Untiefen des Webs nach Abseitigkeiten schürften. Von Meemes über wenig gesehene YouTube-Clips bis hin zu KrautChan (und 4Chan) wurde verdeutlicht, dass eine inhärente Szene (geschmackliche) Abgründe mit sich bringt. Aber Bernd – so nennen sich KrautChan-Nutzer – wird das sicherlich mit Ironie verteidigen wollen.

Das Schöne an der Bloggerkonferenz ist aber auch stets das Nebenprogramm. Dieses Jahr war es die #tassebier. Eine auch abseits der Konferenz öfter stattfindende Party, die dieses Jahr um eine Fernsehsendung ergänzt wurde. Klub Konkret luden zum Thema Überwachung und wussten durchaus unterschiedliche Positionen zu präsentieren. Von Aufklärunskampagnen zum Thema Verschlüsselung bis hin zu der Frage, ob es nicht Aufgabe des Staates sei, für diese Sicherheit zu sorgen ohne die Verantwortung auf die Bürger abzuwälzen. Ein Fazit war natürlich nicht zu finden, doch wurde das wichtige Thema durchaus kurzweilig und charmant aufbereitet. Gestern live im Fernsehen, bald wie viele Klub-Konkret-Sendungen, sicherlich dauerhaft in der Mediathek.